Limburg. Bauten zum gottgefälligen Staunen, zugleich Marksteine religiösen Pomps. Und der Petersdom legte in gewisser Weise sogar den Grundstein zur Kirchenspaltung. Ein kleiner Denkanstoß zum Limburger Rummel um Kirche und Architektur.

Mag Petrus der Fels gewesen sein, auf den Jesus seine Kirche baute; Gotteshäuser sind nicht erst seit der freistehenden Badewanne im Bistum Limburg Steine des Anstoßes. Dabei ist es historisch gesehen allzu simpel, dem Klerus Pracht und anmaßendes Kirchturmdenken anzulasten. Der Faszination monumentaler Architektur erliegen auch einfach Gläubige bis heute.

Stein gewordener Glaube

Was bedeutet das Bauen für die Kirche und ihre Gemeinden? Es ist Stein gewordener Glaube, Haus des Herrn. Dass dem Göttlichen der schönste denkbare Raum gewidmet wird, konnte für die Jerusalemer Urgemeinde nicht im Blickpunkt stehen. Möglicherweise war sie vorsätzlich besitzlos. Als das Christentum zur Weltreligion wuchs, war die Gütergemeinschaft der kleinen Schar freilich längst Geschichte.

1500 Jahre später haben die gigantischen Ausmaße einer christlichen Kirche das Zeug zur Religionsstiftung – einer unfreiwilligen allerdings. Die immensen Baukosten des Petersdoms zu Rom hilft der blühende Ablasshandel der Kirche decken: Er wird eine zentrale Angriffsfläche der Reformationsbewegung.

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In Renaissance und Barock steigen nicht nur die Kosten weltlicher Bauten ins kaum Fassbare. Später werden sogar Glücksspiele erfunden, um die Finanzierung zu sichern, bis heute erzählt Kölns Dombaulotterie davon. Überhaupt bleibt Limburgs aktuelle Krise blass gegen Kölns Bauhistorie. In heutige Währung umgerechnet darf man von Baukosten ausgehen, die eine Milliarde weit übersteigen.

Alles Vorstellbare übersteigend

All das einzig den himmelsstrebenden Ideen einer religiösen Elite zuzuschreiben, ist wohl zu einfach. Ihre Erfolgsgeschichte hat d i e Kirche eben auch ihren Kirchen zu verdanken. Gerade in der Größe drückte deren Architektur aus, was Christen vieler Jahrhunderte empfanden (und empfinden sollten): Religion als eine Dimension, die alles Vorstellbare übersteigt.

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    Dass es auch bei Christen heute zum guten Ton gehört, den Prachtbau zu schätzen und den Geistlichen größtmögliche Askese abzuverlangen, ist ein Zug jener menschlichen Natur, die auch das 21. Jahrhundert nicht abschleifen konnte: Wer lässt sich heute schon gern in einer sachlich-kühlen Betonkirche der 1960er trauen? Ihresgleichen wurde vielfach schon wieder abgerissen.