Frankfurt. .

Dietrich Grönemeyer. Arzt. Autor. Unternehmer. Er ist der „Vater der Mikrotherapie“, Verfasser vieler Bestseller und heimlicher Workaholic. Einer, der noch weit nach Mitternacht neue Bücher schreibt, um seinen Mitmenschen ein besseres Morgen möglich zu machen. Unsere Zeitung sprach mit dem Professor für Radiologie, der nicht nur in Sachen Gesundheit den Durchblick hat über Bestseller, „Besser-Esser“ und seinen Blick auf die ewig neue Frankfurter Buchmesse.

Herr Grönemeyer, was bedeuten
Ihnen Bücher?

Schon meine Mutter, Großmutter und Tanten haben mir als Kind vorgelesen. Ich habe es immer geliebt, mich in die Hauptfiguren meiner Lieblingsbücher hineinzuversetzen: Robinson Crusoe, Winnetou, Pipi Langstrumpf oder die Geheimnisbüchern von Enid Blyton, alles Bücher, die bis heute wesentlich in meinem Leben geblieben sind.

Wie schön ist es doch, sich lesend in andere Welten zu beamen, zu lernen, fasziniert und berührt zu werden, im Kopf Bilder und Gedanken zu erzeugen. Immer habe ich auch gerne selbst geschrieben, schon in meiner Schulzeit als Chefredakteur der Schülerzeitung. Das Schreiben ist seit dieser Zeit wichtiger Bestandteil meines Lebens geworden, um Inhalte zu vermitteln.

In den letzten 20 Jahren auch jenseits der ‘Scientific Community’, um breitere Bevölkerungsschichten mit grundsätzlichen Aspekten zum Leben, der Gesundheitswirtschaft und Medizin zu erreichen. Denn worum es mir immer wieder geht: Es kann doch nicht sein, dass wir über unser Auto mehr wissen als über uns selbst. Dabei können wir so viel tun, unser Leben selbstbewusst und positiv zu gestalten. Gesundheit und Wohlbefinden sind die Basis dafür.

Sie sind Arzt – haben Sie je damit
gerechnet, mal Bestseller-Autor zu
werden oder den Stempel „Rücken-Papst“ zu bekommen?

Bei allem, was ich tue, steht mein ärztlicher Blick und meine ärztliche Tätigkeit im Mittelpunkt. Den Begriff ‘Rücken-Papst’ haben andere erfunden. Mir geht es um Vermittlung von Wissen. Etwa über eine der größten Volkskrankheiten unserer Zeit: Rückenschmerzen. Sie nehmen leider ständig zu. Dabei wissen wir, dass 80 Prozent der Rückenschmerzen von Muskelverspannungen kommen oder Stress. Nur vier Prozent von Bandscheibenvorfällen. Als Rückenspezialist ist mir die Wissensvermittlung und Hilfe zur Selbsthilfe wichtig. Daher immer wieder Bücher auch zu diesem Thema. So verständlich wir möglich.

Welche Bücher dürfen Ihre Leser als nächstes erwarten?

Es wird Fortsetzungen geben zu meinen medizinischen Spezialgebieten, aber auch im Bereich der Kinderbücher zum „Kleinen Medicus“ und weitere im nächsten Jahr. Ob sie Bestseller werden, ist für mich nicht die Motivation. Hauptsache: Kinder, Familien, aber auch Lehrer finden Gefallen daran und werden motiviert, besser zu leben.

Was liegt Ihnen bei den
den neuen Büchern
besonders am Herzen?

Gerade habe ich ein Fachbuch veröffentlicht zum Thema Mikrotherapie und innovative Rückenbehandlungen. Meine Devise: Statt sofort zu operieren lieber klein, fein und wenig invasiv behandeln. Wenn möglich, ambulant und mit vielen Fachdisziplinen im Team. Schulmedizin und Psychosomatik auch mit der Naturheilkunde verbinden.

Jenseits der Fachliteratur geht es mir darum, ein positives Lebensgefühl zu vermitteln. Zu zeigen, wie viel jeder selbst tun kann, eigenverantwortlich und mit Freude am Leben. ,Du bist selbst der beste Arzt, wir Ärzte sind nur deine Gehilfen’ hat Paracelsus, der berühmte Arzt des Mittelalters, mal gesagt. Das gilt noch heute und für uns alle. Gerade auch für die Kinder – insofern bleibt es auch bei einer Weiterentwicklung meiner Bücherreihen „Der Kleine Medicus“ und „Erwin & Rosi“ für die ganz Kleinen.

Wie nehmen Sie die Frankfurter
Buchmesse wahr?

Sie ist ein wichtiger kultureller Ort der Begegnung. Ich selber lese Zeitungen und Bücher. Ich nutze aber auch e-books und Hörbücher. Letztlich kommt es auf die Weitergabe von Vorstellungen, Ideen und Fantasien an. Ich schätze aber über alles ein schön gestaltetes Buch, das ich in der Tasche herumtragen kann, in das ich Fotos legen kann, in das ich mit Bleistift Anmerkungen schreiben kann. Ich erhoffe mir in den Medien den Erhalt einer Vielfalt, die uns inspiriert, weiterbildet und ein kritisches Bewusstsein wachsen lässt. Ansonsten freue ich mich, auf der Buchmesse auf viele Gespräche, aber auch, Neues zu entdecken.

Ich werde auch bei Veranstaltungen meines Kinder-Mitmach-Theaters „Medi-Circus“ dabei sein. Und, ganz besonders freue ich mich auf die Halle des Gastlandes Brasilien. Ich bin erst vor vier Wochen von einer mehrwöchigen Reise von dort zurückgekommen. Meine jüngste Tochter lebt dort.

Ein bunter Mitmach-Circus in der
Welt der oft so grauen Theorie?

Ja, 2009 habe ich den „Kleinen Medicus“ als erstes Kinder-Gesundheitsmusical weltweit entwickelt. Das war eine große Show für große Theater und Musical-Häuser. Als Ableitung daraus, um auch Schulen mit kleinen Bühnen zu erreichen, habe ich den „Medi-Circus“ entwickelt. Er ist schon in verschiedenen Bundesländern durch gut 70 Schulen getourt. Hier sind die Figuren aus meinen Büchern zum Greifen nah: Nanolino, der kleine Medicus, Dr. X und Micro Minitec – sie alle stehen auf der Buchmesse Freitag und Samstag auf der Bühne.

Die Schauspieler werden angeführt von Malte Arkona, besser bekannt aus dem KIKA und Tigerenten-Club. Es geht um Lieder und Bewegungselemente für Kinder und Erwachsene. Wir sind keine Besser-Wisser, wohl aber „Besser-Esser“: deshalb geht es auch, wie im gleichnamigen Buch, um gesunde Ernährung.

Kommen Sie bei all dem Wirbel
noch zum Lesen?

Ich lese meist am späten Abend oder Wochenende. Aktuell historische und philosophisch-theologische Bücher. Ein grandioses Buch über das Leben von Jesus aus dem Fischer Verlag, Werke von Küng oder von Albert Schweitzer.