Bad Berleburg. .
Wer auf der Frankfurter Buchmesse das Wort Bad Berleburg ausspricht, erntet leuchtende Augen. Denn das Berleburger Literaturpflaster gehört zu den hochkarätigen literarischen Programmen des Messe-Veranstaltungskalenders. In der 20. Auflage lädt das Team um Kulturamtsleiterin Rikarde Riedesel jetzt bereits Autoren des jeweiligen Buchmessen-Gastlandes nach Bad Berleburg ein.
Ehrengast Brasilien
In diesem Jahr dreht sich bis zum 19. November alles um den Buchmessen-Ehrengast Brasilien. Das trifft sich gut, denn im Gründungsjahr war Brasilien ebenfalls Gastland. Rikarde Riedesel: „Wir wollten auf jeden Fall einen Autor dabei haben, der schon zum ersten Literaturpflaster hier war. Das ist Ignácio de Loyola Brandao. Der hat Literaturgeschichte geschrieben. Wir fliegen ihn am 10. Oktober direkt von der Buchmesse ein und am nächsten Morgen wieder zurück.“
Das Literaturpflaster ist die Mutter aller Literaturfestivals in Westfalen. Der nachhaltige Erfolg stützt sich auf eine abwechslungsreiche Programmgestaltung. „Wir möchten nicht nur reine Lesungen bieten, sondern zusätzlich das kulturelle Umfeld des Gastlandes einbinden.“ Typisch für Brasilien ist Capoeira, der Kampftanz, und so gibt es am 11. und 12. Oktober einen Capoeira-Workshop für Jugendliche. Angebote für junge Leser sind den Organisatoren ohnehin wichtig. Die Autorin Flavia Lins e Silva liest am 9. Oktober in der Hauptschule. Riedesel: „Die nehme ich von der Buchmessen-Eröffnung mit nach Hause.“ Schriftsteller Luiz Ruffato ist der literarische Eröffnungsredner der Buchmesse; er kommt am 15. Oktober nach Bad Berleburg. Die Krimiautorin Patricia Melo erhält am 12. Oktober einen Preis in Frankfurt. Am Vorabend tritt sie in Südwestfalen auf. Begleitend gibt es Vorträge, Ausstellungen, Konzerte, Kinoabende und Kulinarisches.
Die Lesungen werden an besonderen Orten inszeniert: Amtsgericht, Backstube, Sanitätshaus, Apotheke. Diese „Verortung“ spiegelt nicht nur die starke Identifikation der Berleburger mit ihrem Literaturpflaster wieder, sie macht es überhaupt erst möglich. Denn getragen wird das Festival durch viele Sponsoren. Die Besucher kommen aus Bad Berleburg und Wittgenstein, aber auch aus Schmallenberg, Siegen, Marburg und Köln.
Keine Monologe
Wie erschließt man die Ehrengast-Literatur sprachlich? Das leisten Übersetzer, und zwar nach Möglichkeit diejenigen, die die Werke der Schriftsteller auch ins Deutsche übertragen. „Mir ist es ganz wichtig, die Verbindung zwischen Autor, Buch und Publikum herzustellen. Deshalb gibt es keine langen Monologe, sondern flankierend zu den Lesungen Gesprächsteile. Wir möchten das Leseinteresse für die verschiedensten Facetten der Literatur öffnen“, erläutert die Kulturamtsleiterin.
„Das Literaturpflaster steht im Kontext mit Frankfurt, Köln, Berlin und München“, zieht Rikarde Riedesel nicht ohne Stolz Bilanz. Die Buchmesse weiß das. Sie hat eigens den Andruck des Veranstaltungskalenders verschoben, damit die Festival-Organisatorin trotz Urlaub die Berleburger Termine einpflegen konnte.
Doch wenn Rikarde Riedesel am 10. Oktober zur Buchmesse fährt, geht es nicht mehr um das laufende Programm. Dann knüpft sie mit den Verlagen bereits Kontakte auf der Suche nach den Autoren für 2014. Das Gastland ist Finnland. www.literaturpflaster.com