.. Über die Qualität seiner Studioalben lässt sich trefflich streiten. Für viele Hörer ist zu viel Beliebiges enthalten. Nun gibt’s nach vielen Jahren wieder Live-Stoff des großen Schmirglers – und der ist richtig gut.
Der Anteil von Fahrstuhlmusik auf seinen Studioalben ist unbestritten zu hoch. Live jedoch, wenn er der treuen Fangemeinde die Klassiker seiner großen Karriere meist im doppelten Dutzend präsentiert, ist Joe Cocker immer noch eine Wucht. Erstaunlicher Weise wird der 69-Jährige aus Sheffield auf der Bühne besser, je älter er wird. Seine markante Schmirgel-Stimme hat jedenfalls nicht ein bisschen ihrer Kraft verloren. Die Musiker, mit denen er sich auf Tour umgibt, sind stets von ausgesuchter Qualität. Und die Show bietet einfach viel Musik und wenig Firlefanz.
Einen eindrucksvollen Beleg für diese Bühnen-Qualitäten liefert die Live-Doppel-CD der „Fire It Up“-Tournee (Columbia/SevenOne Music, erscheint am 4. Oktober), der erste Mitschnitt des Sängers seit mehr als 20 Jahren.
Das große Brett
Cocker bietet personell für diese Produktion das große Brett auf: Bläser, Background-Sängerinnen, Percussion, Hammond-Orgel – alles ist dabei. Eine Band-Maschine, die läuft wie geschmiert, nur allerkleinste Macken sind dann und wann hörbar.
Das Schöne an Cockerschen Konzerten ist ja von Jahr zu Jahr, dass man nie das identische Arrangement zu hören bekommt. Selbst an kleinsten Stellschrauben – mal bei der Rhythmusgitarre, beim Tempo, den Backgroundlinien – wird gefühlvoll gedreht. „Up Where We Belong“ zum Beispiel kommt diesmal gaaanz langsam daher, aber trotzdem mit Macht. Die 9 1/2-Wochen-Hymne „You Can Leave Yourt Hat On“ dagegen hechelt fast durch die Strophen – trotzdem mitreißend. Weitere Highlights: „Unchain My Heart“, „With A Little Help“ und der Opener „I Come In Peace“, bei dem Cocker dem Publikum bereits den ersten Urschrei spendiert.
Auch die Aufnahmetechniker haben bei dem Mitschnitt aus der Kölner Arena großartige Arbeit abgeliefert. Kein Mulm, jedes Instrument, jeder Zwischenton ist bestens zu hören, der Sound ist schön dicht. Ein Hörvergnügen, das einem bei Live-CDs selten so vergönnt ist.