Braunschweig. Die NSU-Mordserie hat Deutschland erschüttert. Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe schweigt, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sind tot. Während die Richter mit ihren Mitteln die Wahrheit suchen, setzt sich in Braunschweig ein Theaterstück mit dem Fall auseinander.

Regisseurin Mareike Mikat bringt Terroristen und Zuschauer ganz nah zueinander. Die Theaterbar, eine Schauspielstätte des Staatstheaters Braunschweig, wurde am Sonntag zum Wohnzimmer der Neonazis Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt.

Das Publikum honorierte das Stück "Unter Drei" mit minutenlangem Applaus. Das Uraufführungsprojekt ist eine Kooperation mit dem Ballhaus Ost Berlin und dem Theater Rampe in Stuttgart. Anders als im konkreten Fall sind es auf der Bühne zwei Frauen und ein Mann, die sich zu den grausamen Morden bekennen: "Wir erschießen einen Kanaken. Wir essen Müsli Naturjogurt", sagt eine der Terroristinnen.

Sie lesen Spiegel-Bestseller, kaufen Produkte aus der Region, pflegen gute Nachbarschaftskontakte und zelten an der Ostsee. Mindestens 14 Banken überfallen sie und töten zehn Menschen. Die Darsteller Eva Bay, Gina Henkel und Andrej Kaminsky berichten von diesem Leben als sei es ein ganz normales.

Die Gedanken der Toten und das Leid der Hinterbliebenen

Mikat erzählt keine geschlossene Geschichte. Kaleidoskopartig bringen die Akteure zahlreiche Facetten der Täter und Opfer auf die Bühne: Die mögliche Gedanken der Toten, das Leid der Hinterbliebenen, das Alltagsleben der Terroristen in Zwickau mit familiären Aspekten, Kritik an den Fahndungsmethoden der Polizei und des Verfassungsschutzes, die durch die Wende verloren gegangene gewohnte Sicherheit, das Netzwerk der rechten Szene.

NSUErst Ende 2011 flog der "Nationalsozialistische Untergrund" (NSU) auf. Zehn Morde zwischen den Jahren 2000 und 2007 werden den Neonazi-Terroristen zur Last gelegt - an neun türkisch- und griechischstämmigen Männern sowie einer Polizistin. Geheimdienste und Polizei waren der Bande über Jahre nicht auf die Spur gekommen, weil sie den rechtsextremistischen Hintergrund nicht erkannten. Die einzige Überlebende des Trios, Beate Zschäpe, steht derzeit in München vor Gericht. (dpa)