Bochum. . Große Projekte fordern gewaltigen Einsatz. Von der Thermoskanne bis zum Trockeneis werden für ein außergewöhnliches Musiktheaterprojekt der Ruhrtriennale 2013 auch ungewöhnliche Kräfte mobilisiert.

Eine Landschaft ist zu entdecken. Ein Parcours, in dem viele fremdartige, teils übermannsgroße Instrumente stehen, bedient von seltsam gekleideten Menschen mit teils obskuren Kopfbedeckungen. Was sich den Augen und Ohren der Besucher vermittelt ist im engeren Sinne fantastisch, mindestens avantgardistisch. Der Probenbesuch in der Bochumer Jahrhunderthalle bei der Auftaktproduktion der Ruhrtriennale, der Musiktheater-Inszenierung von Harry Partchs „Delusion of Fury“ durch Intendant Heiner Goebbels lässt ein disparates Spektakel erwarten, das wenig mit dem gemein hat, was landläufig unter Oper verstanden wird.

Das Spiel auf den Nachbauten muss erst erlernt werden.

Der Aufwand ist enorm. Für die europäische Erstaufführung der 1969 in den USA uraufgeführten Komposition wurden die von Harry Partch (1901 -1974) erschaffenen Instrumente eigens nachgebaut. Musiker der MusikFabrik reisten an die Montclair State Universität in New Jersey, wo die Originale lagern. Das Spiel auf den Nachbauten musste erlernt werden, ferner sind die Musiker als Darsteller gefordert. Sie bewegen sie sich fast tänzerisch auf der Bühne von Klaus Grünberg, angetan mit Stirnlampen oder Schutzwesten, hantieren mit Thermoskannen und Trockeneisnebel und spielen dabei die eigenwillige Musik Partchs.

Die ist geprägt von dessen Verachtung für das klassische Tonsystem. An dessen Stelle treten ungehört anmutende Klanglandschaften, mal exotisch, mal archaisch wirkend. Gleichzeitig atmen sie aber eindeutig den Geist des 20. Jahrhunderts. Immer schon interessierten sich damals die Avantgardisten für neue Instrumente, von der Erfindung des Theremins bis hin zu Moondogs „Trimba“. Von dort ließe sich gar eine Linie ziehen an die Ränder der Pop-Musik, aber auch über Beatles und Beach Boys bis zum heutigen, gerne bärtigen Freak-Folk.

Japanische und afrikanische Mythen

Die Handlung orientiert sich an japanischen und afrikanischen Mythen und bewege sich an den Grenzen zwischen Traum und Wahn. Visualisiert wird sie mit Theatermitteln wie Licht, Gesang, Bewegung. Im Mittelpunkt aber immer wieder die Instrumente. Eine „Surrogate Kithara“, irgendwo zwischen Zither und Hackbrett, zu spielen aber mit einem Klöppel. Oder auch die gewaltige „Marimba Eroica“, die ultratiefe Basstöne verströmt. Sie werden die Zuhörer verstören, so viel ist sicher.