Hagen. . Geplant war eine ganze Siedlung auf dem Hügel. Gebaut wurde die Villa Hohenhof für den Folkwang-Gründer Karl Ernst Osthaus und entworfen von dem Architekten Henry van de Velde. Heute ist es ein Museum und ein Ankerpunkt der Route Industriekultur.
Ursprünglich war eine ganze Siedlung auf dem Hügel geplant; eine Gartenstadt für Künstler, die wie auf der Darmstädter Mathildenhöhe fern der Stadt, umgeben von Natur, der Einheit von Kunst und Handwerk nachgehen sollten. Immerhin zehn Villen, die aufeinander auch stilistisch Bezug nehmen, sind Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut worden.
Die Namen der beteiligten Architekten lesen sich eindrucksvoll. Von Peter Behrens stammen drei Villen, darunter die Villa Cuno, in der heute eine Kita untergebracht ist, die anderen entwarf der Holländer Lauweriks, der damals Leiter des Hagener Handfertigkeitsseminars war. Der bekannteste und Initialbau des Vorhabens bildete jedoch die Villa, die der berühmte Belgier Henry van der Velde, Gründer der Weimarer Kunstgewerbeschule, zwischen 1906 und 1908 für Karl Heinz Osthaus, den Folkwang-Gründer, entwarf: ein großbürgerliches Anwesen, das als Gesamtkunstwerk des Jugendstil Besuchern offen steht.
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Die Pointe der Villa Hohenhof war und ist die Idee des Gesamtkunstwerks, bei dem alles aufeinander abgestimmt war. Seinerzeit waren nicht nur die Möbel, die Wanddekorationen, die Stoffe, die Gemälde oder das Besteck im Stil des neuen Jahrhunderts gehalten. Auch die Dame des Hauses, Gertrud Osthaus erschien zu ihren Soirees mit befreundeten Künstlern in eleganten Van de Velde-Kleidern und dem entsprechendem Schmuck.
Und schließlich sollte auch der Garten draußen die gleiche Sprache sprechen. Wie für den damals vorherrschenden architektonischen Garten üblich, folgte der nun wieder geometrischen Regeln, verstand sich als eine Fortsetzung des Hauses, die er in streng-formaler, aber nicht schmuckloser Weise inszenierte. Nach den Jahrzehnten des romantischen Landschaftsgartens suchte der Garten der neuen Reformbewegungen wieder den Anschluss an die Architektur. Hermann Muthesius, der Stadtplaner Fritz Schumacher, auch Peter Behrens, die Mitbegründer des Deutschen Werkbundes, entwarfen damals Hausgärten, zu deren Attributen nun wieder klar gegliederte Raumaufteilungen und die typischen weißen Pergolen gehörten. In Hohenhof sorgte kurz vor dem Ersten Weltkrieg der Gartenarchitekt Lebrecht-Migge für eine neue Bepflanzung.
Gemüse- und Brunnengarten
Heute, nach Zerstörungen in den 1960er und 1970er Jahren und Sanierungsarbeiten seit 1998 ist auch im Garten der Villa Hohenhof wieder Vieles vom ursprünglichen Zustand erkennbar geworden. Die Westseite mit der ehemaligen Bleiche und dem Gemüsegarten wurde auf altem Niveau, jedoch nur in der Grundanlage, wiederhergestellt. Den ursprünglichen Geist atmet mehr der versenkte Brunnengarten auf der Südseite, der 2003 nach alten Aufnahmen noch aus der Van der Velde-Zeit rekonstruiert wurde. Geschützt von den beiden Gebäudeflanken mit ihren Wintergärten und der von Laubengängen getragenen Terrasse plätschert hier gerahmt von dunklen Koniferen ein Rundbrunnen vor sich hin – feierliche Jugendstilatmosphäre, wie sie im Buche steht.
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Vom Arbeitszimmer von Karl Ernst Osthaus, von wo früher der Blick über den Garten auf eine Skulptur des Franzosen Aristide Maillol fiel, sieht man heute am Waldrand auf ein kleines Mausoleum, das 1971 von Meran, wo Osthaus starb, nach Hagen umzog. In der Villa Hohenhof wird mithin schrittweise ergänzt, erneuert, saniert – im vergangenen Jahr die Mauereinfassung entlang der Straße – und gelegentlich auch Neues erworben. Anfang des Jahres meldete das Haus den Ankauf einer Sammlung von 500 Autographen und Dokumenten aus dem persönlichen Nachlass von Gertrud Osthaus, die sich im Besitz des Enkels Manfred befand.
In den Briefen werden vermutlich die Geschichten hinter der Geschichte nachzulesen sein, der Austausch mit Künstlern und Architekten Le Corbusier, Kokoschka und Auguste Renoir, aus denen wir wie aus dem Haus und seinem Garten den Geist der Zeit erfahren können.