. Prominente Stimmen aus der Kunst zum Vorschlag, die deutsche Theaterlandschaft als immaterielles Weltkulturerbe auszuzeichnen. Dirigent Steven Sloane lobt die „marktunabhängige Freiheit“, Schauspieler Andreas Grothgar sieht das Erbe längst in den Händen „bürokratischer Kunstverwalter“.
Das sagen Künstler zum Welterbe-Vorstoß: Steven Sloane, Chef der Bochumer Symphoniker und gebürtiger US-Amerikaner würdigt die Initiative. Der Zugereiste weiß um die Einzigartigkeit. Sloane: „Die Vielfalt und die marktunabhängige Freiheit der Kulturlandschaft ist etwas, um das Künstler auf der ganzen Welt die Deutschen beneiden. Die Auszeichnung darf aber nicht „museal“ wirken, sondern als Ansporn und Verpflichtung für die Zukunft.“
„Bewahrung von Kulturpraktiken aus der Dritten Welt“
Thomas Oberender, Leiter der Berliner Festspiele, dagegen klagt: „20 Jahre Sparpolitik haben unsere Institutionen scheinbar so weit prekarisiert, dass wir unsere Theaterlandschaft nur über eine Liste der Unesco schützen können“. Dass eine Liste, „die zur Bewahrung von Kulturpraktiken aus der Dritten Welt erschaffen wurde“, dem Theater hilft, zieht Oberender in Zweifel.
Andreas Grothgar spielte an Hamburgs Schauspielhaus, in Bonn und Düsseldorf, war zuletzt Ensemblemitglied in Essen und Bochum. „Ist das nicht eine Musealisierung eines Kulturmediums das eigentlich nach Lebendigkeit streben muss ? Stinkt das nicht nach Selbstzufriedenheit ? Was machen unsere Theater denn, also wir, und würde man das unbedingt vererben wollen?“, fragt Grothgar und zweifelt, ob „dieser ganze unbefragte Trott der sich in dieser Landschaft breitgemacht hat“ wirklich so wunderbar sei, dass er auf eine Unesco-Liste gehöre.
Das Vererbungswürdige ist „längst in den Hintergrund gerückt“.
Grothgar ist sauer auf „ bürokratische Kunstverwalter“ in den Stadttheatern und sieht die Inhalte der Arbeit dieser „vererbungswürdigen Landschaft „längst in den Hintergrund gerückt“.