Oberhausen. .

Normalerweise gehört ein trubeliger Junggesellenabschied zu den Hinguckern auf jeder Feiermeile. Beim Elektro-Festival „Ruhr in Love“ in Oberhausen-Osterfeld hat die Braut im knallgrünen Kostüm-Kleid dagegen Schwierigkeiten zwischen wabernden Boxen und dauerzappelnden Festivalbesuchern aufzufallen. Die feierfreudige Sechsergruppe mit einheitlichen Froschhüten geht in der Masse von 46000 Elektro-Fans als „Normalo“ unter – Raver in Mönchskutten oder mit Occupy-Masken kreuzen ihren Weg.

Doch das Abbild von Guy Fawkes in Plastik macht die Freunde elektronischer Musik noch lange nicht zu Dezibel-Demonstranten. „Ruhr in Love“ wirkt vielmehr wie ein ziemlich gut aufgelegter Karneval der Subkultur. 400 Discjockeys auf dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschau, 38 Tanzflächen spielen zeitgleich Techno, House, Trance, Hardcore, Acid oder Disco.

Musikalisch gibt es wenig Experimente, jedes Genre hat seinen Star. Einige schwören auf eine feine Melodie, andere auf brachialen Rhythmus. Moguai aus Recklinghausen oder ATB aus Bochum gelten als international bekannte Schwergewichte der Szene. Die Disco Boys sind mit Songs wie „I came for you“ gar Hitparaden-kompatibel. Zitieren ist erlaubt. Turntable-Tollitäten hetzen eine Sarabande von Händel im 4/4-Takt über ihre Plattenteller.

Seit der ersten Ausgabe von „Ruhr in Love“ in Oberhausen vor zehn Jahren hat sich die Besucherzahl mehr als verdoppelt. Der Freiluft-Reigen in Oberhausen hat sich so – nicht gerade still und leise – in die Elektro-Champions-League gewabert und lockt damit fast doppelt so viele Besucher an wie die Hallenveranstaltung „Mayday“ in Dortmund.

Raver ohne Regenschauer

Nach zehn Stunden Dauer-Wumms müssen sich erschöpfte Tänzer die besten Plätze zum Chillen erobern – einige blenden die Schallwand einfach aus, andere helfen mit Ohrstöpseln nach. Auch wenn die Anhänger auf den durchweichten Wiesen tief im Schlamm einsacken, legt sich während des Festivals keine Regenwolke mit den Ravern an.