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Es gibt sie noch, die jungen Kreativen im Ruhrgebiet, sie haben atemberaubend neue Ideen, sind unkompliziert und untereinander gut vernetzt, sie arbeiten über jede erdenkliche Grenze hinweg, organisieren sich selbst und tun, was sie tun, um zu gestalten – nicht, um den dicken Maxe zu machen oder zu repräsentieren. Das ist, unterm Strich, das Ergebnis einer Untersuchung, in der seit Anfang des Jahres der Berliner Kulturwirtschafts- und Stadtforscher Bastian Lange die Revier-Szene unter die Lupe genommen hat. „Was diesen Machern fehlt“, sagt er, „sind die Mittel, ihre Arbeit auf Dauer abzusichern und auf europäischer Ebene zur Geltung zu bringen.“

Daran soll nun das Forum d’Avignon Ruhr auf der Essener Welterbe-Zeche Zollverein etwas ändern. Das französische Forum d’Avignon, das Künstler und Kulturwirtschaft zusammenführt, sitzt eigentlich in Paris – während sein deutscher Ableger vom „European Center for Creative Economies“ (Ecce) am Dortmunder U-Turm organisiert wird, nach dem Kulturhauptstadtjahr 2010 nun zum zweiten Mal. Ruhrgebiets-Projekte wie VeloCity Ruhr, Juicy Beats, n.a.t.u.r, Crashtest Nordstadt, Kreativzentrum Vest, die Machbarschaft Borsig11, Stellwerk e.V. oder Theater Freie Radikale werden bis heute Abend noch auf Zollverein mit Kreativen aus Litauen, Schweden, Großbritannien, den Niederlanden und Spanien zusammengebracht – und mit Fachleuten wie dem Sony Music-Chef Philip Ginthör oder der BMW-Kultur-Chefin Eva-Maria Börsch­lein. In Workshops sollen sie Projektideen entwickeln, von denen am Ende eine in die Tat umgesetzt werden soll. Eine!

Das neue Zauberwort, das auch die per Video-Botschaft zugeschaltete EU-Kommissarin für Bildung, Kultur und Jugend, Androulla Vassiliou, im Munde führte, heißt – „Spillover-Effekt“. Damit ist gemeint, dass sich das kulturelle Aufblühen einer Region mittelbar auf ihren wirtschaftlichen Erfolg überträgt. Das nimmt immerhin Abschied von der durch die Kulturhauptstadt genährten Vorstellung, die Kulturwirtschaft könne Branchen wie Kohle und Stahl eines Tages ersetzen – wenn es denn nur genügend und vor allem gut ausgestattete Kulturwirtschaftsförderungseinrichtungen gibt.