Bottrop. Noch schmerzt ihn das Gefühl, das die Bagger erzeugt haben, als sie seine "Aliens" am Bottroper Tetraeder abräumten. Doch "Fred", mittlerweile Medienprofi, lässt sich nicht unterkriegen. Er hat schon neue Ideen.
Er heißt gar nicht David. Er heißt Fred. Steine benutzte aber auch er. Damit brachte er einen Goliath – ins Wanken. So schnell wirft den Tetraeder schließlich nichts um, und Fred legte ihm die Steine ja auch nur zu Füßen. Dabei bebt dieser filigrane Riese trotz seines Gewichtes aus 210 Tonnen Stahl und Rohren ja schon, wenn auf seiner Halde auch nur ein kräftigerer Wind bläst. Und Wind haben sie nun ja reichlich gemacht um Freds Alien-Figuren.
"Mir war das hier einfach zu öde"
Eigentlich lagen die Steine ja längst da. Fred F. hatte sie nur anders angeordnet. „Mir war das hier einfach zu öde. Das sah ja aus wie ein Mondkrater”, erklärte der 52-Jährige hoch oben auf der Halde Beckstraße in Bottrop, als er dabei zusah, wie ein Bagger seine Fantasie-Figuren zerstörte. Jetzt liegt wieder jene Geröllwüste da, wie sie von Anfang an sein sollte.
Kaum einen Stein auf dem anderen gelassen hatte der Bottroper in der Mulde unter dem Tetraeder. Viele tausend Stunden verbrachte Fred F. auf der Abraumhalde, um seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. „Ich habe zuerst mit einem Kornkreis angefangen”, sagte er. Doch dann kam ihm die Idee. „Mir ging ein Gelage durch den Kopf”, erinnerte sich der 52-Jährige, nur dass anstelle der alten Griechen oder Römer sich in der Mulde eben Außerirdische zum Feiern trafen. Es dauerte Jahre, bis sich ein Marsmännchen zum nächsten gesellte. „Ich bin ja in das Bruttosozialprodukt eingebunden”, sagte der Alien-Former. Nachts arbeitet er als Reiniger in einem Betrieb, der Arbeitskleidung säubert. „Da brauchte ich einen Ausgleich.”
Kreativer Steine-Leger
Längst denkt der kreative Steine-Leger an sein nächstes Projekt. Mit ausgebreiteten Armen zeigte er zur Halde Haniel am anderen Ende der Stadt, die von der Tetraeder-Halde aus gut zu sehen ist. „Da würde ich denen eine Maske drauflegen, die könnten sie vom Mond aus sehen.”
Eine neue Fläche, die er nach seinen Vorstellungen gestalten darf, will der Regionalverband Ruhr dem Bottroper ja anbieten. Doch da meldete der 52-Jährige beflügelt vom großen Erfolg seiner Aliens fast schon Forderungen an. „Wenn es ein Gelände ist, wo niemand hinkommt, dann macht das ja keinen Sinn”, sagte Fred F., „und woher bekomme ich das nötige Material? Hier lag es ja schon herum.” An Entwürfen für ein neues Projekt würde es jedenfalls nicht fehlen. „Neue Figuren habe ich schon im Kopf, die sehe ich schon vor mir.” Als die RVR-Mitarbeiter den Alien-Leger vor einigen Jahren bei seinem Tun ertappten, da hatte Fred F. noch so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Um Erlaubnis gefragt hatte er ja niemanden, als er die Mulde unter dem Tetraeder umgestaltete. Und war es nicht eigentlich sogar verboten?
Medienprofi und TV-Team
Jetzt aber spricht der Bottroper beinahe schon wie ein Medienprofi in die Mikrofone, die ihm ein TV-Team nach dem anderen hinhält. Via Fernsehkameras wandte er sich an die vielen Fans der Aliens. „Da ist jetzt noch ein großes Gefühl der Traurigkeit, das mich in meinem Bauch quält”, meinte Fred F., als der Bagger seine Geschöpfe zerschob. Das werde sich aber schnell geben. Denn: Fred F. sei ein unsterblicher Teil der Ruhrgebietsgeschichte geworden, sagen sie beim RVR mit großem Pathos, und seine Aliens würden nun zum Mythos. Fred sagt: „So vielen haben meine Figuren gefallen. Ich habe viele Freunde gewonnen.”