London. Die Auktionshäuser wittern das große Geschäft: Nach neuen Rekordpreisen in Paris und New York fiebert London einer Erfolgssaison entgegen.
Von El Greco bis Kandinsky, von Rokoko bis Pop - auf den diesjährigen Sommer-Auktionen bieten die Auktionshäuser Christie's und Sotheby's Werke vom Feinsten. Das Angebot umfasst Möbel und Pop-Lyrik, Brautkleider und Gemälde zu Millionenpreisen. Nicht nur Sammler werden im Voraus auf den Geschmack gebracht, sondern auch die Öffentlichkeit konnte einen Querschnitt der Top-Lose bestaunen, bevor der Auktionshammer fällt.
«Wir bieten Meisterwerke in allen Kategorien», sagte Charles Cator, stellvertretender Chef von Christie's International, der Nachrichtenagentur dpa. «Unsere Erwartungen sind groß.» Der «Evening Standard» schätze den Gesamtwert der in den nächsten zwei Wochen zur Auktion kommenden Werke und Objekte auf mehr als 200 Millionen Pfund (235 Millionen Euro).
Von der Einbindung des normalen Publikums in die Vorbesichtigungen - einem relativ neuen Phänomen - erhoffen sich die Auktionshäuser noch größeren Appeal. Sie fungieren dabei für rund fünf Tage wie Mini-Kunstgalerien - und haben guten Zulauf. So hängt bei Sotheby's ein riesiges buntes Landschaftsgemälde von David Hockney neben zwei Gemälden von El Greco. Christie's platziert eines seiner Highlights, ein Gemälde des Briten Peter Doig neben Poussin und Picasso.
Kandinsky für 16 Millionen Pfund
Wenn in der nächsten Woche der Auktionsreigen eröffnet wird, dürfte es in London Rekorde hageln. Christie's ist beflügelt von dem jüngsten Rekordergebnis für Nachkriegs- und Gegenwartskunst in New York, wo Jackson Pollocks Bild «Number 19» für umgerechnet 45 Millionen Euro einen neuen Besitzer fand. Sotheby's brüstete sich in Paris mit einem Rekordergebnis im Bereich Gegenwartskunst. Ein Gemälde des afro-amerikanischen Künstler Jean-Michel Basquiat wurde dort Anfang Juni für 5,7 Millionen Euro versteigert.
Auch bei Christie's in London gilt Basquiat für die Auktion von Gegenwarts- und Nachkriegskunst als rekordverdächtig. Ein Doppelporträt ohne Titel wird von den Experten des Auktionshauses inoffiziell auf 15 Millionen Pfund (17 Millionen Euro) geschätzt. Auf derselben Auktion dürfte das Ölgemälde «Jetty» von Doig (1959) einen Preis von bis zu sechs Millionen Pfund erreichen. Wassily Kandinskys «Studie zu Improvisation 3» wird für die Auktion Impressionisten und Moderne Kunst am 18. Juni auf bis zu 16 Millionen Pfund geschätzt.
Kaffeekanne für 4,5 Millionen Pfund
Sotheby's gibt Hockneys Monumentalgemälde «Double East Yorkshire» einen Höchstschätzpreis von drei Millionen Pfund. Zwei Gemälde von Monet werden bis auf je sechs Millionen Pfund geschätzt. Das Top-Los bei Sotheby's ist allerdings ein Triptychon von Francis Bacon, von seiner Muse und Geliebten Isabel Rawsthorne. Es könnte nach Angaben des Auktionshauses am 26. Juni bis zu 15 Millionen Pfund erzielen.
Aber auch bei Alten Meistern, Viktorianischen Gemälden, Möbeln, Skulpturen und Dekorativer Kunst gehen die Schätzpreis in die Million. Bei Christie's wird ein Gemälde des Holländers Jan Steen (1626-1679), das erstmals seit 250 Jahren wieder auf den Kunstmarkt kommt, auf 10 Millionen Pfund geschätzt.
Als absolut hitverdächtig preist Christie's eine silberne Kaffeekanne im Rokoko-Stil an, die am 4. Juli versteigert wird. Die «wertvollste Kaffeekanne der Auktionsgeschichte» aus der Silberschmiede von Paul de Lamerie (1688-1751) dürfte nach Schätzungen der Experten bis zu 4,5 Millionen Pfund erzielen. In der Auktion für Pop-Memorabilien am 26. Juni zählen das erste Brautkleid von Elizabeth Taylor und ein bisher unveröffentlichter Liedertext gegen die Atombombe von Bob Dylan zu den Spitzenlosen. (dpa)