Venedig. Am Samstag eröffnet die 55. Kunst-Biennale von Venedig für das Publikum. Deutschland und Frankreich tauschen die Pavillons. Und stoßen dabei in der Lagunenstadt sofort auf ein großes Interesse. Zehn Länder sind erstmals auf der Biennale dabei, darunter auch der Vatikan.
Praktizierte Völkerverständigung in der Kunst: Deutschland und Frankreich haben für die diesjährige Kunst-Biennale die Pavillons getauscht und nutzen sie als Plattform für internationale Künstler. Drei Tage vor der offiziellen Eröffnung stellten die Verantwortlichen beider Länder die nationalen Pavillons auf dem Giardini-Gelände der Lagunenstadt vor. Grund für den Tausch ist der 50. Jahrestag des deutsch-französischen Élysée-Vertrages. Das bilaterale Projekt stieß in Venedig sofort auf großes Interesse.
Auch die von Kurator Massimiliano Gioni verantwortete Hauptschau der 55. Kunst-Biennale wurde am Mittwoch (29. Mai) vorgestellt. Von diesem Samstag an bis zum 24. November ist die breit angelegte internationale Biennale dann für das allgemeine Publikum geöffnet.
Ai Weiwei schickt «skulpturale Installation»
Deutschland und Frankreich setzten ein Zeichen für den lebendigen Austausch, die Nähe und die Verbundenheit zwischen beiden Ländern und den Menschen, begründete die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Cornelia Pieper, den ungewöhnlichen Schritt.
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Kuratorin des deutschen Beitrags ist Susanne Gaensheimer, Direktorin des Museums für Moderne Kunst (MMK) in Frankfurt am Main. Die Französin Christine Macel ist für die Auswahl ihres Landes verantwortlich. Gaensheimer wollte klar machen, «wie stark die Kulturproduktion in Deutschland heute von der Internationalisierung unserer Welt bestimmt ist.»
Neben dem bekannten Chinesen Ai Weiwei, der eine «skulpturale Installation» geschickt hat, wählte Gaensheimer drei weitere internationale Künstler aus, die Filme, Projektionen und Fotografien in Venedig vorstellen. Es sind dies die indische Fotografin Dayanita Singh, der französische Regisseur Romuald Karmakar und der südafrikanische Fotograf Santu Mofokeng. Der chinesische Aktivist und Regimekritiker Ai, der selbst nicht zur Biennale kommen kann, ließ 886 antike Holzschemel einer chinesischen Dynastie zu einer nahezu im Raum fliegenden Riesenskulptur zusammenbauen.
Versuch, die Informationsflut unserer Zeit zu ordnen
Der norditalienische Kurator und Kunstkritiker Gioni hat für die Hauptausstellung auf dem Giardini-Gelände das Motto «Il Palazzo Enciclopedico» gewählt. Es ist der Versuch, die Bilder- und Informationsflut unserer Zeit zu ordnen und zu kartografieren.
«Diese Biennale schaut so auch zurück auf über ein Jahrhundert Geschichte, sie folgt dem Traum vieler, alles sehen und wissen zu wollen», erläuterte Gioni, der jüngste Kurator in der Biennale-Geschichte, am Mittwoch bei der Präsentation seiner Hauptschau.
Kunst sei einer der Wege, das Leben zu verstehen, wobei er nicht so verrückt gewesen sei, eine komplette Enzyklopädie liefern zu wollen. Biennale-Präsident Paolo Baratta meinte, solche Ausstellungen hätten die Macht der Träume und Vorstellung zum Thema, denn gerade auch in Krisenzeiten solle man den Kopf nicht einfach in den Sand stecken.
Erstmals ist auch der Vatikan dabei
Gaensheimer hatte vor zwei Jahren in Venedig die Arbeiten des 2010 gestorbenen Regisseurs Christoph Schlingensief ausgestellt und war dafür mit dem Goldenen Löwen für den besten Pavillon ausgezeichnet worden. Welcher der 88 nationalen Pavillons 2013 mit diesem Preis geehrt wird, gibt die fünfköpfige Jury an diesem Samstag bekannt.
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Das für die insgesamt 158 Künstler (davon 40 bereits verstorben) aus 37 Ländern vorbereitete Gelände der weltweit anerkannten Kunst-Schau hat einen Umfang von 46.000 Quadratmetern erreicht. Dazu kommen mehrere Dutzend «kollaterale» Kunstveranstaltungen, verteilt auf etliche Ausstellungsorte in der Lagunenstadt. Zehn Länder sind erstmals auf der Biennale dabei, darunter auch der Vatikan. (dpa)