Dortmund. . Seit dem Umzug der Dortmunder Sammlung in den U-Turm fand sich keine neue Nutzung für den Nachkriegsbau des Museum am Ostwall. Investoren für Seniorenwohnungen stehen bereit. Doch die örtliche Politik möchte lieber Grund und Boden meistbietend veräußern.

Wutbürger sind bisher nicht in Sicht, obwohl über einer ehemals allerbesten Kunstadresse des Ruhrgebiets die Abrissbirne schwebt. Geht es nach dem Willen der Dortmunder Politik, ist das Gebäude des traditionsreichen Ostwallmuseums bald Geschichte – ohne nennenswerte Gegenwehr, wenn nicht alles täuscht.

Sind die Dortmunder blind für alles abseits des grünen Rasens? Keineswegs. Vielmehr scheint sich eine auch in dieser Stadt eher seltene Genügsamkeit durchzusetzen mit dem Ziel, keine weiteren kostspieligen Experimente zu Lasten der Steuerzahler zuzulassen. Lieber sollen Grund und Boden des ehemaligen Museumsbaus in bester City-Lage meistbietend veräußert werden. Das brächte ein paar Millionen in die von ständiger Ebbe heimgesuchte Stadtkasse. Investoren, die das Gebäude abreißen wollen, um hier Seniorenwohnungen hochzuziehen, stehen schon in den Startlöchern.

Das Schicksal des nicht denkmalgeschützten Nachkriegsbaus überrascht kaum. Es war bereits besiegelt, nachdem sich die Stadt entschlossen hatte, die Brauerei-Brache „U-Turm“ als Kunst- und Kreativzentrum kulturhauptstadtfähig zu machen – mit der Sammlung des Ostwallmuseums als notwendigem Aushängeschild. So nahm der Niedergang der 1947 auf den Trümmern des kriegszerstörten Landesoberbergamtes errichteten Immobilie seinen Lauf, auch wenn die wertvollen Kunstbestände der Stadt fast hundert Jahre an dieser Adresse gezeigt wurden. Vor vier Jahren verfrachtete das Museum seine millionenschwere Sammlung moderner Klassiker und ausgesuchter Nachkriegskunst in den sündhaft teuren Turmbau an der westlichen Innenstadtperipherie. Seinen allseits bekannten Namen nahm es gleich mit.

Baukunstarchiv NRW

Zurück am Ostwall blieb eine leere Hülle, hochgradig sanierungsbedürftig und ästhetisch umstritten. An einer möglichen Weiterverwendung des Gebäudes entzündete sich sofort eine heftige Debatte. Doch alle meist gemeinnützigen Vorschläge scheiterten am Geld.

Zuletzt brachte sich die NRW-Architektenkammer ins Spiel. Sie sucht seit 2008 händeringend eine Bleibe für die wachsende Zahl von Nachlässen bedeutender Architekten des Landes. Als geborene Adresse für das geplante „Baukunstarchiv NRW“ galt ursprünglich Essens Weltkulturerbe Zollverein. Als dieser Plan scheiterte, geriet das gerade leergezogene Museumsgebäude in Dortmund ins Visier der Architekten – zumal man sich mit Kammermitglied und Oberbürgermeister Ullrich Sierau eines gewichtigen Fürsprechers sicher sein konnte. Der Dortmunder Stadtrat hatte sich allerdings zuvor schon anders festgelegt und mit schwarz-roter Mehrheit jeglicher Nachnutzung zu Lasten des städtischen Haushalts einen Riegel vorgeschoben.

Die klaffende Finanzierungslücke für das Bauarchiv – von den geschätzten 3,9 Millionen Euro Umbaukosten hätte das Land 80 Prozent übernommen – wäre ohne zusätzliche Mithilfe der Dortmunder Steuerbürger ebenso wenig zu schließen gewesen wie das drohende Loch bei den jährlichen Betriebskosten. Der Architektenkammer, Standesorganisation der rund 30.000 Baumeister im Land, fehlt offenkundig die nötige Finanzkraft: „So leid es uns tut, das können wir in der heutigen Zeit nicht stemmen“, bedauerte deren Sprecher Christof Rose gegenüber unserer Zeitung. Das Landesgeld wollen die Architekten indes nicht verfallen lassen. Rose: „Wir suchen weiter nach einem Standort.“