Dortmund. .
Es ist kein Geheimnis, dass vor allem Frauen ihr Herz für diesen Mann mit guten Manieren entdeckt haben. Dieses Mal hat der galante Max Raabe ihnen in seiner formvollendeten Art ein ganz besonderes Geschenk gemacht und ihnen nicht nur einen Song, sondern gleich das Motto des Abends gewidmet: „Für Frauen ist das kein Problem.“
Und am Ende des Freitagabends im Dortmunder Konzerthaus stand für die Frauen aller Altersklassen wie für ihre Männer fest, dass dieser Liederzyklus dem mit Platin ausgezeichneten Vorgänger „Küssen kann man nicht alleine“ in nichts nachstand. Großer Applaus, stehende Ovationen für Max Raabe und sein hervorragendes Palast Orchester. Die Texte hat er übrigens wieder mit der Pop-Produzentin Annette Humpe (Ich & Ich) erarbeitet.
Neben aller Begeisterung wischte sich manche ältere Dame heimlich eine Träne aus dem Gesicht. Denn so liebesdoll die Lieder der zwanziger Jahre bisweilen auch herüberkommen, die Liebe hat eben ihre eigenen Gesetze. Das Auf und Ab gepaart mit dem Gefühl, dass die Welt heute nicht mehr viel mit der zu tun hat, die der Herr mit Frack und Fliege besingt, macht übrigens nicht nur ältere Damen ein bisschen wehmütig.
Es ist schon erstaunlich, wie viel Gefühle dieser Mann auslösen kann. Dabei zeigt er selbst auf der Bühne kaum eine Regung. Raabe ist eine Kunstfigur. Seine Worte, seine Schritte sind straff durchkomponiert ist. Nichts ist spontan.
Vorstellungen wie diese sind nicht selten zum Scheitern verurteilt. Nicht diese. Max Raabe ist eben nicht einfach nur steif. Nein, er ist auf eine zuvorkommende Weise zurückgenommen, vielleicht so, wie ein erstklassiger Oberkellner versteht, nicht vom Sterne-Menü abzulenken.
Raabe stellt seine Kunst in den Vordergrund – nicht sich selbst. Vor jedem Lied nennt er Textschreiber wie Komponist.
Vielleicht ist die Stimme des staatlich geprüften Opernsängers, der auf einem Münsteraner Bauernhof aufgewachsen ist, auch deshalb so atemberaubend, weil sie einen interessanten Kontrast zum unterkühlten Äußeren bietet: Sie ist groß, aber auch mal klein, sie ist voller Melancholie, aber auch voller Humor.
Wie viel Witz und Selbstironie in ihm steckt, zeigt auch das letzte Lied: „Am Ende kommt immer der Schluss.“ Das Publikum wollte das kaum wahrhaben.