Düsseldorf.. Der Mann, der Bilder macht, wie es Kafka getan hätte, wenn er Maler gewesen wäre: Das Düsseldorfer Museum Kunstpalast richtet dem Düsseldorfer Maler und langjährigen Akademie-Professor Konrad Klapheck eine große Ausstellung mit Gemälden und Zeichnungen aus.

Man kann es „magischen Realismus“ nennen oder seine Kunst zwischen Pop-Art und Surrealismus verorten. Man kann aber auch nur einen Namen sagen: Klapheck. Dann weiß die Szene von Paris bis Pempelfort, dass es um die Geheimnisse von Schuhspannern, dämonische Schreibmaschinen und vor Empörung dampfende Bügeleisen geht, und es tauchen im Kopf übergroße, übergenau gemalte Bilder von schaurig-schönen Stromspulen, Duschköpfen, Baumaschinen auf.

Aber auch, vielleicht, Bilder von berühmten Jazzmusikern und unrühmlichen Damen. Gut 70 davon lassen sich ab Freitag im Düsseldorfer Museum Kunstpalast bestaunen beim großen Heimspiel für den 1935 in Düsseldorf geborenen und bis heute dort lebenden Konrad Klapheck.

Wäre Franz Kafka ein Maler gewesen, womöglich hätte er gemalt wie Klapheck. (Bild: Kai Kitschenberg)
Wäre Franz Kafka ein Maler gewesen, womöglich hätte er gemalt wie Klapheck. (Bild: Kai Kitschenberg) © Unbekannt | Unbekannt

Er ist ein Solitär, wollte immer einer sein, der Konrad Klapheck. Als Junge wechselte er eine Zeitlang täglich seine Handschrift, einfach so. Als Kunststudent an jener Akademie, an der sein Vater Kunstgeschichte lehrte, mochte er sich in den 1950ern nicht am Klecksen, Spritzen, Herumschlieren beteiligen, das damals angesagt war, er lieh sich eine alte Continental-Schreibmaschine aus. Die malte er stur und hypergenau Taste für Taste mit allen Schrauben und Schatten ab. Und dann muss ein Wunder geschehen sein, muss sich das mechanisch-kühle Tipp-Ding auf der Leinwand verwandelt haben: in etwas Ironisches, Fremdes, Ungeheuerliches: Klaphecks Kunst.

"Kälte der Präzision"

Dieses erste seiner „Maschinenbilder“ gefiel nicht nur seinem Lehrer Bruno Goller, so blieb Klap­heck 396 Bilder lang sich und seiner Kunst treu. „Nur mit der Kälte der Präzision hat man Zutritt zu den Feuern der Seele,“ erklärt Klapheck, wie immer druckreif. Selbst wenn er es wollte, könnte er den Professor (1979-2002 an der Düsseldorfer Akademie) nicht verleugnen; ebenso wenig wie seinen trockenen Humor, das kunstgebildete Elternhaus oder die Einflüsse Dürers und der Alten Meister, René Magrittes oder der Surrealisten.

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Ja, auch Klaphecks Kunst hat Väter, aber wer außer ihm lässt („Im Zeitalter der Gewalt“) auf mehr als 3 mal 7 Metern Leinwand zwei gigantische Baumaschinen in bösen Kinderspielzeugfarben miteinander kämpfen oder knutschen? Wer sonst nennt das zum Gruseln nüchterne Abbild einer Gasmaske „Urlaubsgruß“ und schreibt unter eine atemberaubend kurvige Nähmaschine „Die gekränkte Braut“?

Klapheck ist nicht nur ein piekfeiner Maler und großer Erotiker, er ist auch ein Ironiker: Mit seinen Titeln gibt er sachdienliche Hinweise darauf, dass und wie sich in seiner Malerei Gegenstände in Gefühle verwandeln und umgekehrt. Er legt Spuren, aber in ein Labyrinth. Lösungen für seine Bilder-Rätsel gibt er nicht, auch wenn sich, aha, Klapheck’sche Ehekrisen durchaus „in Bildern mit Sägen und Messern niedergeschlagen“ haben sollen. Wäre Franz Kafka ein Maler gewesen, womöglich hätte er gemalt wie Klapheck.

Mechanisch-erotisch

In seinen neueren Arbeiten ist er den Maschinen nur scheinbar untreu geworden. Da hat sich deren Magie in mechanisch-erotischen Figurenbildern Bahn gebrochen, die anziehen und abstoßen zugleich. Zudem hat er, seit einem halben Jahrhundert Mitglied im Düsseldorfer „Hot Club“, seiner Liebe zum Jazz gehuldigt. Besteht nicht auch der Zauber des Jazz im Widerspiel von technischer Perfektion und Spontangefühlen? Und sind nicht auch die Posaunisten auf dem großartigen „Swing, Brother, Swing!“ (2006) nur Schrauben, Rädchen, Träume in einer enormen „Swingmaschine“? Einmalig ist hier nur einer: Klapheck.