Putzig sehen sie ja aus, aber der süße Schein trügt: Wachbären sind echte Raubtiere. In manchen Gegenden hat sich der Einwanderer bereits zu Plage entwickelt. Da ist kaum ein Kompost oder eine Mülltonne vor dem Allesfresser sicher.
Wo kommen die Waschbären eigentlich her?
Sie sind echte Einwanderer, denn ursprünglich waren die Waschbären nur in Nordamerika beheimatet. Dort haben sie sich mittlerweile bis Mittelamerika ausgebreitet. Zu uns nach Europa kamen sie erst Anfang des 20. Jahrhunderts, weil Pelzhändler sie zu Zuchtzwecken mitbrachten und vermehrten. Offiziell wurden dann 1934 am Edersee in Nordhessen die ersten vier Waschbären in die Wildnis entlassen. Inzwischen sind aber viele andere aus Pelztierfarmen und Wildgehegen ausgebüxt, denn Waschbären sind echte Ausbrecherkönige. In der freien Natur konnten sie sich rasant vermehren.
Wie viele Waschbären leben in Deutschland?
Offizielle Zahlen gibt es nicht, aber man geht inzwischen von einem Waschbärbestand von bis zu 500 000 aus, Tendenz steigend. Ihre kaum gebremste Vermehrung hängt natürlich auch mit den optimalen Ernährungsvoraussetzungen in besiedelten Gebieten zusammen.
Sind Waschbären wirklich sauber?
Man könnte es denken, tatsächlich springen die Tiere jedoch gern im Müll herum – kaum ein Zeichen von Reinlichkeit. Der Name rührt von ihrem außergewöhnlichen Verhalten her. Da die nachtaktiven Waschbären als farbenblind gelten, setzen sie zum Prüfen der Nahrung hauptsächlich ihren Tastsinn ein. Da sie die Nahrung dazu oft ins Wasser halten, dachte man lange, sie würden ihre Nahrung waschen.
Was essen Waschbären am liebsten?
Der Waschbär überlegt nicht lange, was er frisst, er mag wirklich alles: Obst und Beeren, Insekten und Würmer. Und da er ein ausgesprochener Fleischliebhaber ist, frisst er sehr gerne kleine Vögel. Da er auch gut klettert, plündert er Gelege in hohen Bäumen, selbst vor Adlerhorsten macht er keinen Halt. Darüber hinaus erweisen sich Städte und Siedlungen als wahres Schlaraffenland für den gefräßigen Kleinbär: Er plündert Mülltonnen, steigt in Container hinter Restaurants, stibitzt Essensreste vom Kompost und greift gern zu weggeworfenem Fastfood.
Warum ist der Waschbär ein Problembär?
Waschbären sind dreiste, geschickte und rücksichtslose Raubtiere: Sie werfen Mülltonnen um, sie decken Dächer ab, sie dringen durch die Katzenklappe in Häuser ein und plündern die Vorratskammern. Sie bauen sich gerne Höhlen aus dem Dämmmaterial von Dächern. Und sie hinterlassen dabei natürlich ungeniert ihren Kot und Urin. Außerdem gefährden sie durch ihre Ernährungsvorlieben die Bestände mancher Vogelarten, etwa von Sperlingskäuzen, Hohltauben und Schellenten. Deshalb sind sich Naturschützer und Jäger im Falle des Waschbären ausnahmsweise mal einig: Im letzten Jahr wurden schätzungsweise 80 000 der Tiere erlegt.
Wie kann ich Waschbären möglichst fernhalten?
Indem man ihnen den freien Zugang zum Futter verwehrt. Oberste Regel: Niemals füttern, egal wie niedlich sie wirken! Weil Waschbären eine solche Geste als offene Einladung interpretieren. Darüber hinaus sollte man bei Waschbärenbesuch zum Beispiel die Deckel von Mülltonnen mit Steinen beschweren. Die Räuber gehen auch gern an gelbe Säcke, die man nicht offen, sondern in verschließbaren Kisten lagern sollte. Weitere Lockmittel für Waschbären sind Näpfe mit Tierfutter, die offen herumstehen, Fallobst und Komposthaufen mit Essensresten. Wenn man dies alles aus der Umgebung verbannt, sollte auch der Waschbär fernbleiben. Längst haben sich aber einige Experten darauf spezialisiert, Häuser waschbärsicher zu machen – ein Markt mit großen Wachstumschancen.
Was sucht der Waschbär im Regierungsviertel?
Wenn der Waschbär in die Städte zieht, macht er natürlich auch vor den Zentren der Macht nicht Halt. So lieferten Waschbären Schlagzeilen, die in der Nähe des Schlosses Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten, in die Mülltonnen kletterten, Lärm machten – und stets dorthin zurückkehrten. Schließlich wird so eine Mülltonne immer wieder mit neuen Köstlichkeiten gefüllt.