Hamburg. Bars, Theater, Rotlicht: Die Hamburger Reeperbahn ist vor allem für ihr Nachtleben bekannt, weniger für architektonische Hingucker. Ein Hochhauspaar von Stararchitekt Hadi Teherani soll das ändern. Die “Tanzenden Türme“ sind kein gewöhnlicher Glas-Stahl-Bau.

Wo in der Nacht Tausende wild tanzen, kann auch ein Glas-Stahl-Bau nicht gerade stehenbleiben. Mächtig, aber irgendwie verschoben wirken sie, die beiden Hochhäuser, die neuerdings den Beginn der Hamburger Reeperbahn markieren. Dahinter: Spielhallen, Stripteasebars, Nachtclubs.

Doch direkt am Eingang der sündigen Meile dominiert nun gut poliertes Glas. Gewöhnlich ist der Bau nicht, das sieht jeder, der direkt davor steht. Die beiden Türme haben jeweils einen Knick - es sind die «Tanzenden Türme» von Hamburg, die am Donnerstag mit einer Feier eröffnet wurden.

Wie ein Paar beim Tango

Entworfen hat sie Architekt Hadi Teherani. Auf der Suche nach einem passenden Bau für die Reeperbahn kam ihm der vielleicht erotischste Tanz der Welt in den Sinn: der Tango. Die Glas-Stahl-Türme neigen sich zunächst einander zu, später knicken sie voneinander weg.

Architektur für die Reeperbahn: Als würden die Glasfassaden die enge Berührung suchen - wie ein Paar beim erotischsten Tanz der Welt, dem Tango. (Foto: dpa)
Architektur für die Reeperbahn: Als würden die Glasfassaden die enge Berührung suchen - wie ein Paar beim erotischsten Tanz der Welt, dem Tango. (Foto: dpa)

Da dies jeweils auf unterschiedlichen Höhen geschieht, wirkt es, als würden die Glasfassaden die enge Berührung suchen - wie ein Paar beim Tango. In diesem Fall ein rund 90 Meter hohes Paar. «Es ist sicherlich einfacher, gerade zu bauen», sagt Matthias Pirschel, Hamburger Bereichsleiter des Bauunternehmens Strabag. Die Firma ist der Bauherr der Türme.

Spirituosen-Firma und Mojo-Club als Mieter

«An diesem Standort in St. Pauli musste eine Architektur entstehen, die dem Ruf der Musikmeile gerecht wird», hatte Teherani erklärt und damit den Geschmack des Bauherrn getroffen. 180 Millionen Euro kostete das Projekt. Erste Arbeiten begannen im November 2009, die ersten Mieter kamen im August 2012. Im April 2013 ist das Hochhauspaar weitestgehend fertig und zu 90 Prozent vermietet. Neben Strabag sind auch eine Spirituosen-Firma und ein Hotel eingezogen. Unterirdisch hat der legendäre Mojo-Club aufgemacht. Er existierte auf dem Kiez bereits von 1991 bis 2003.

Auch interessant

«St. Pauli ist mehr als "dirty" Reeperbahn», sagt Norbert Aust, Betreiber des Hamburger Schmidt-Theaters und Partner einer Anwaltskanzlei, die bald in die «Tanzenden Türme» ziehen will. Der Neubau sei ein Zeichen dafür. Sein Schöpfer Hadi Teherani zählt zu den bekanntesten Architekten in Deutschland. Aus der Feder seines Architekturbüros stammen Bürohäuser in Köln, die an Hafenkräne erinnern, der Fernbahnhof am Frankfurter Flughafen und die Zayed-Universität Abu Dhabi. In Hamburg entwarf Teherani unter anderem das Dockland an der Elbe. Und die «Tanzenden Türme».

"Die schrägste Immobilie im schrägsten Stadtteil "

«Wir haben die schrägste Immobilie im schrägsten Stadtteil von Hamburg», sagt Matthias Pirschel. Die Firma hat die Etagen 1 bis 16 der Tango-Türme bezogen. Für rund 800 Mitarbeiter gilt: außen Tango, innen Büroarbeit.