Jerusalem. Das Israel-Museum in Jerusalem widmet dem “König der Juden“ die weltweit erste Ausstellung. Doch die Palästinenser klagen, viele der Exponate seien illegal aus dem Westjordanland geholt worden. Die Exponate nach Israel zu bringen, breche internationales Recht.

Politik ist überall – auch im Museum. Mehr als drei Jahre hat David Mevorach an der weltweit ersten Herodes-Ausstellung gearbeitet. 30 Tonnen Material mussten transportiert und aufgearbeitet werden. Bis zum 5. Oktober sind die Exponate zu dem König, der von etwa 73 vor Christus bis 4 vor Christus lebte, im Israel-Museum zu sehen, der größten Kultureinrichtung des Landes.

Und obwohl seine Regentschaft schon mehr als 2000 Jahre zurückliegt, sorgt die Ausstellung für Zündstoff. Denn als von Rom eingesetzter Statthalter über Judäa, Galiläa und Samaria herrschte Herodes auch über Gebiete, die heute im palästinensischen Westjordanland liegen. Kritiker bemängeln, dass die palästinensischen Behörden bei der Ausstellung übergangen worden seien.

Herodes: Mieser Ruf, aber genialer Bauherr

Mevorach arbeitet als Kurator am Israel-Museum in Jerusalem. Wer ihm durch die Räume der Ausstellung folgt, merkt schnell, wie außergewöhnlich diese Sammlung ist. Da ist Herodes' Thronsaal, dekoriert in prunkvollen Farben.

Die steinerne Cleopatra in der Herodes-Ausstellung. (Foto: dpa)
Die steinerne Cleopatra in der Herodes-Ausstellung. (Foto: dpa)

Da sind die silbernen Weinkelche, aus denen er bei seinen Empfängen trank. Und da ist ein Sarkophag, in dem Herodes vermutlich bestattet worden war und der erst 2007 von dem israelischen Archäologen Ehud Netzer entdeckt wurde. Die Rekonstruktion sei ein gewaltiger Aufwand gewesen, sagt Mevorach. «Aber nun hat jeder die Möglichkeit, dieses kulturelle Erbe zu sehen.»

Herodes der Große hatte den Ruf eines grausamen Herrschers. Er galt als eifersüchtig und misstraute selbst seinen engsten Angehörigen: Er ließ seine Frau und mindestens drei Söhne töten. Aber Herodes war auch ein genialer Bauherr.

Mehr als 15 Paläste errichtete er in seinem Reich. In den Ruinen fanden die Forscher die rund 250 Ausstellungsstücke, die im Rahmen der Ausstellung «Herodes der Große: Des Königs letzte Reise» zu sehen sind.

Grabungsstätten befinden sich im Westjordanland

Das Problem: Die meisten der Grabungsstätten befinden sich im Westjordanland, das Israel seit 1967 besetzt hält. Kaum war die Ausstellung eröffnet, meldete sich die Palästinensische Autonomiebehörde zu Wort: Die Exponate nach Israel zu bringen, breche internationales Recht. Außerdem seien die palästinensischen Behörden nicht in das Projekt eingebunden worden.

Auch israelische Archäologen üben Kritik an der Vorgehensweise des Museums. «Das kulturelle Erbe der Region gehört allen, die darin leben, Palästinensern ebenso wie Israelis», schreiben Jigal Bronner, Professor an der Hebräischen Universität in Jerusalem, und Jonathan Mizrachi, Gründer der Organisation Emek Schaveh, die sich gegen die politische Instrumentalisierung von Archäologie einsetzt. Das Fazit eines Artikels der beiden Experten: Ein anderer Weg wäre möglich gewesen.

Israel-Museum weist Vorwürfe zurück

Ausgrabungen hätten gemeinsam durchgeführt, die Artefakte von den palästinensischen Behörden geliehen werden können. «So wie es Standard auf der ganzen Welt ist.» Stattdessen hätten sich die Israelis Tonnen von Artefakten aus der Westbank angeeignet und sie wie selbstverständlich in einem israelischen Museum ausgestellt, bemängeln Bronner und Mizrachi.

Das Israel-Museum weist hingegen alle Vorwürfe zurück. Im 1993 geschlossenen Oslo-Vertrag sei festgehalten, dass Israel sich vorübergehend um die Instandhaltung und den Schutz archäologischer Stätten im Westjordanland kümmern wird. Nach dem Ende der Ausstellung würden die Exponate an ihren Fundort zurückgebracht.

Mevorach kann die Aufregung nicht verstehen. «Es ging uns nicht um Politik, nicht um Nationalismus», sagt Mevorach. Diese besonderen Funde hätten einfach der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Dass die Ausstellung nun kontrovers diskutiert wird, fördere bestimmt nicht den Frieden, fürchtet der Kurator. «Wer versucht, dem Ganzen einen politischen Stempel aufzudrücken, bewirkt eher das Gegenteil.» (dpa)