Berlin. .

„Ich bin es leid, dass sich nie wirklich etwas ändert“, klagt Melissa Silverstein, Leiterin des Athena Film Festivals in New York. Was sie meint ist die Tatsache, dass trotz allen Bemühens die Rolle der Frau als Regisseurin noch immer eine ärmliche ist. Aus diesem Grund hatte das Frauenfilmfestival Dortmund/Köln gemeinsam mit dem Athena Festival am Ende der Berlinale zu einer Diskussion zum Thema eingeladen. Titel: „You Cannot Be Serious“ (Das kann nicht euer Ernst sein).

Den Status der Regie-Frauen kann man in der Tat nur beklagen. Die USA gehen da unrühmlich voran, denn Kathryn Bigelow war 2010 tatsächlich die erste Frau, die für ihren Film „The Hurt Locker“ einen Oscar mit nach Hause nehmen durfte. Aber auch Europa hat wenig Grund, den Kopf stolz zu recken. Cannes, das erst letztes Jahr seiner Frauenfeindlichkeit im Wettbewerb wegen in die Kritik geraten war, hat bisher nur 1993 an Jane Campion (für „Das Piano“) eine Goldene Palme verliehen. „Wenn man die Herren dort fragt“, ärgert sich Melissa Silverstein, „dann reden sie sich darauf hinaus, dass sie keine Frauen kennen, die Filme von jenem Kaliber vorzeigen könnten, wie man sie für Cannes brauche.“ Man kennt dort anscheinend nicht viel, denn gerade Frankreich hat inzwischen eine große Anzahl von Regisseurinnen hervorgebracht, von Agnès Jaoui über Anne Fontaine bis Valérie Lemercier, die an der Kasse durchaus bestehen können.

Wie katastrophal die Situation der Regisseurinnen in den USA ist, zeigt die Statistik: Von den 500 erfolgreichsten Filmen im Zeitraum von 2007 bis 2011 stammten nur 20 von Frauen, hauptsächlich Komödien und Dramen sowie ganz viel Animation. Vom Sundance Institute wird deshalb inzwischen eine Women Filmmaker’s Initiative unterstützt, deren Ziel es ist, „den Erfolg von Frauen als Geschichtenerzählerinnen, die unsere Kulturlandschaft prägen, zu beschleunigen“.

In Deutschland sucht man noch nach dem Grund, woran es liegt, dass relativ wenige Regisseurinnen an den Fördergeldern für große Kinofilme partizipieren, obwohl die Frauenquote an den Filmhochschulen sich sehen lassen kann. Eine Vermutung besagt, dass Frauen ganz bewusst kleinere, überschaubare Budgets bevorzugen. Etwa aus Unsicherheit? Einzig Schweden macht zur Zeit Nägel mit Köpfen: „Filmförderung soll gleichberechtigt zwischen Frauen und Männern aufgeteilt werde“, heißt es schlicht in dem vom Filminstitut formulierten Filmabkommen. Die schaffen das.