Köln. .

Heinrich VIII. war sechsmal verheiratet und ließ zwei Frauen hinrichten. Das erste Opfer war Anne Boleyn (italienisch Anna Bolena). Obwohl sie vermutlich keinen Ehebruch beging, wurde sie enthauptet. Aus dem Schicksal der Hofdame, die für kurze Zeit Königin war und die spätere Elisabeth I. zur Welt brachte, machte vor 200 Jahren Gaetano Donizetti eine Belcanto-Oper, in der in mehr als drei Stunden in den höchsten Tönen gelitten und gekämpft wird. In Köln ist das Schmachtwerk jetzt zu erleben, in Szene gesetzt von Imogen Kogge – der bekannten Theater- und TV-Schauspielerin, die zur ersten Garde am Düsseldorfer Schauspielhaus zählt und von Andrea Breth sehr geschätzt wird. Und Breths Traditionalismus hat Imogen Kogge angesteckt. Mit Bühnenbildner Tobias Hoheisel bringt die langjährige ARD-Kommissarin Johanna Herz („Polizeiruf 110“) jedenfalls einen historischen Schinken auf die Bühne des Kölner Opern-Provisoriums Palladium. Sie liebt’s klassisch, nicht rebellisch: Ein Treppenhaus mit Ahnengalerie – ganz im Tudor-Stil, daneben ein Raumwürfel, Anne in Weiß-Grau, Giovanna glutrot, Hofdamen schwarz: ein bisschen Farb-Psychologie, ein bisschen Design. Fertig ist die Donizetti-Torte, dekoriert mit Koloraturtrüffeln, hohen C’s, Quintetten und Terzetten.

Ein blökender, vor Eifersucht bebender Gewaltmensch bleibt Enrico in dieser wenig originellen Regie. Ein röhrender Bass-Bariton im Zweireiher, der im Dauer-Forte seine Wut herausbrüllt.

Der Clou dieser Produktion ist dennoch das musikalische Niveau. Das Gürzenich-Orchester unter Alessandro De Marchi betört durch samtigen, leichtfüßigen Donizetti-Sound. Noch mehr begeistern die beiden Frauen Olesya Golovneva als Titelheldin und Regina Richter als ihre Gegenspielerin Seymour. Die Golovneva, auch an der Rheinoper zu hören, treibt stimmlich und szenisch das Drama auf die Spitze.

22., 24., 28. Feb. 3., 6., 8. 10. März TEL: 0221/ 221 8400