Essen. . Das Tänzer-Ehepaar Denis Untila und Michelle Yamamoto formt in Essen den alten Shakespeare-Stoff „Othello“ mit leichter Hand zum Ballett unserer Tage. Die Uraufführung im Aalto-Theater wurde nicht eben euphorisch gefeiert, aber doch begeistert beklatscht.
Dass aus Tänzern Choreographen werden, ist keine Seltenheit. Ungewöhnlich ist es, wenn – wie jetzt in der Aalto-Oper – ein verheiratetes Paar antritt. Denis Untila und Michelle Yamamoto, beide bekannte Bühnen-Gesichter in Essen, wollten es wissen.
Sie griffen mit Shakespeare nach den Sternen und setzten seinen „Othello“ als modernes Tanzdrama in Szene – mit coolen Typen, in noch cooleren Klamotten, die Männer meist mit blankem Oberkörper. Wenn auch nach der Uraufführung im Aalto nicht gerade eine Euphorie ausbrach, applaudierten die meisten doch begeistert.
Pas-de-deux und Kampfsport-Szenen
Große Erwartungen weckt allein der Titel, schon wegen der Verdi-Oper, die als das tönende Eifersuchtsdrama par excellence gilt. So war es sinnvoll, dass sich der Moldawier Untila und die Brasilianerin (mit japanischen Vorfahren) Yamamoto musikalisch von Verdi lösten und auf zeitgenössische Klänge setzten.
Geräusche, Techno-Beats, softer Entspannungs-Sound, a bisserl Folkore, lyrisches Streicher-Schwelgen, das häufig wie Filmmusik über die Rampe kommt. Mit dieser verwegenen, manchmal willkürlich wirkenden Sound-Collage verquicken Untila/Yamamoto die Schlüsselszenen der Tragödie mit dekorierenden Gruppen-Tänzen. Warum? Choreographen sollen ja das ganze Ensemble beschäftigen. Wiegende Pas-de-deux hier, flott getanzte Kampfsport-Szenen dort, gleitende Flugsprünge und originelle Hebefiguren am laufenden Band. Man denkt weniger an Zypern oder Venedig, eher weht eine Brise von West Side Story.
90 pausenlose Minuten
Tatort ist ein Riesenschiff, von dessen Reling Othello am Ende in den Freitod springt. Bei Shakespeare ist zwar manches anders, doch das Choreographen-Duo erzählt eine heutige Eifersuchts-Tragödie. Othello (Armen Hakobyan) glaubt nicht seiner großen Liebe Desdemona (Yulia Tsoi), sondern dem eingeflüsterten Liebesverrat und steigert sich während eines ergreifenden Liebes-Pas-de-deux zum Mord. Mit sparsamen, aber eindringlichen Gesten zeichnet Hakobyan das Porträt dieses Mannes, der zweifelt bis zuletzt.
Wenn auch die dramatische Spannung in 90 pausenlosen Minuten manchmal nachlässt, so überzeugen Untila/Yamamoto doch von ihrem Talent – genau wie das Aalto-Ensemble. Solisten und die Gruppentänzer bestechen durch nahezu perfekte Spring- und Dreh-Technik und eine ansteckende Leichtigkeit. Ob die zu dem Sujet Othello passt? Das bleibt wohl Geschmacksache.
13., 15., 17., 19., 21. Feb.; 10., 16. März. Tel: 0201/ 8122.200