Neapel.. 105 Millionen Euro für die Renovierung der antiken Ruinen am Vesuv, 40 Millionen kommen aus EU-Fördertöpfen. Damit sollen keine neuen Grabungen finanziert werden, sondern die Altertümer, die seit dem 18. Jahrhundert freigelegt wurden, vor dem Verfall bewahrt werden.



Schnee ziert seine Kuppe, Nebelschwaden umziehen den Krater des Vesuvs. Die Bäume hängen voller Apfelsinen und Zitronen, Neapels Vulkan wirkt wie ein normaler Berg. Auch von der buckelig gepflasterten Ruinenstraße Via del Vesuvio im antiken Pompeji aus, zehn Kilometer vom Krater entfernt. 79 n.Chr. wurde hier alles unter herabregnendem Bimsstein, dicken Brocken und heißer Asche begraben und dann auch noch von Glutlawinen überrollt.

Der Vulkan ist immer noch ein lauerndes Ungeheuer. Ob Pompeji, mit 66 Hektar Fläche die weltgrößte archäologische Ausgrabungsstätte und Unesco-Welterbe, nochmal dran glauben muss? Der letzte Ausbruch liegt 69 Jahre zurück, es gab 47 Tote. Heute wird man es zwei Wochen vorher wissen, sagen Experten. Genug Zeit, um die Gegend zu evakuieren. Aber nicht, um Kulturgut in Sicherheit zu bringen. Dabei tut sich gerade jetzt so viel in Pompeji, nach fast einem Jahr Vorplanung: „Pompeji wird, bei anhaltendem Besucherstrom, eine große Baustelle. Alle sollen auch beobachten können, wie wir sanieren“, sagt Grete Stefani.

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Sie war als Leiterin der Ausgrabungsstätte im September 2012 erst kurz im Amt, als Pompeji wieder böse Schlagzeilen machte. Vermutlich durch Wassereinwirkung war ein Stützbalken in der freskenreichen Villa der Mysterien heruntergefallen. Zum Glück wurde niemand verletzt. Doch Grete Stefani warnte nach dem Einsturz: Für die Unversehrtheit von Touristen könne in Pompeji nicht mehr garantiert werden.

Geldsegen der EU ermöglicht das Projekt

Doch jetzt gibt es das große Pompeji-Projekt, und alles wird besser. Ein Geldsegen von 105 Millionen Euro, zu 40 Prozent aus Fonds der Europäischen Union, soll bis Ende 2015 Pompeji herausputzen. Dabei ist nicht an neue Ausgrabungen gedacht, sondern an eine gründliche Überholung der seit dem 18. Jahrhundert ans Tageslicht beförderten antiken Schönheiten.

Schon laufen Architekten und Archäologen mit Mappen voller Computergrafiken geschäftig zwischen Säulenresten, in antiken Theatern und Turnhallen einher. Es geht um Stützdächer, um die Stabilisierung von brüchigem Gemäuer, um eine Politur für unansehnlich gewordene Wandfresken und Mosaikböden.

Als erstes werden einige antike Häuser restauriert und stabilisiert. Etwa das „Domus“ der Dioskuren aus der Spätphase des alten Pompeji, ausgegraben im 19. Jahrhundert und eines der größten im Adelsviertel. Es hat wunderschöne Wandmalereien mit athletischen Jünglingen und Tier-Stillleben. Sie sind aber längst verblasst und müssen restauriert werden. Was nicht viel nützen würde, wenn demnächst wieder der Regen darauf klatscht. So erhält das Haus der mythischen Heldengestalten eine weitläufige Bedachung aus Ziegeln. Macht 730 Arbeitstage, und 1,5 Millionen Euro sind allein für dieses Haus.

Ruinenstadt wird sicher gemacht

Eines Tages werden auch die meisten Gipsabgüsse der Bewohner wieder ausgestellt werden können. Gut 1000 Skelette und Überreste der auf der Flucht von Lavamassen überrollten Menschen wurden gefunden und vorsichtig aus dem erhärteten Gestein gelöst. Viele Gestalten sind in ihrer Körperhaltung im Moment des verzweifelten Todeskampfes verewigt. Aber zurzeit sind nur wenige davon in Schaukästen ausgestellt.

Abwasser- und Drainage-Maßnahmen, längst eingeleitet, sind aber das Dringendste in Pompeji. Leiterin Stefani zeigt auf moderne Kanaldeckel mitten auf den Pflasterstraßen: „Auch die gehören dazu.“ Wenn das Regenwasser aufgefangen wird, droht den Ruinen eine Gefahr weniger.