Moers. . Die „Textflächen“ der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek werden immer wieder gern mit anderen Texten oder Stücken kombiniert. Am Schlosstheater Moers hat Philipp Preuss jetzt versucht, die Prometheus-Legende mit Jelineks Fukushima-Text „Kein Licht“ zu koppeln – mit Erfolg.
Wer bei Google „Prometheus“ eingibt, der wird auf den Science-Fiction-Film von Ridley Scott verwiesen. So weit also ist es gekommen: Der Mythos selbst muss sich hinter seiner Vermarktung anstellen. Im Schlosstheater Moers jedoch geht es noch immer vor allem um die Sage selbst. Dort ist der griechische Titan nun Teil eines „Kein Licht / Prometheus“ betitelten Abends, bei dem Regisseur Philipp Preuss einen Text von Elfriede Jelinek mit dem „Gefesselten Prometheus“ des Aischylos koppelt.
Der Bogen ist gespannt
Eine sehr viel sinnvollere Paarung möchte man meinen, als Karin Beier sie in Köln versucht hat, indem sie den Jelinek-Text einer chaotischen „Orchesterprobe“ nach Fellini anhängte.
In Moers ist damit der Bogen vom Anfang bis zum Ende der Menschheit gespannt. Hier Prometheus, Freund und Kulturstifter der Menschen, der Feuerbringer und Lehrmeister, von Zeus „am Ende der Welt, in menschenleerer Wüste“ für Jahrhunderte in Ketten geschlagen. Und dort Fukushima, von Jelinek zur Endzeit-Apokalypse erklärt. So trifft die Vor- auf die Endzeit der Menschheit – alles auf kleinster Bühne mit nur fünf Schauspielern.
Am Ende platzt der Ballon
Im Prometheus-Teil sieht man sie noch in silbrigen Antikgewändern, abwechselnd Prometheus-Texte aus sich herausschleudernd, während ihre Köpfe auf einen runden Ballon projiziert und dabei ins Groteske verzerrt werden. Wabernde Auszüge aus Pink Floyds „Atom Heart Mother“ weisen den Weg in den Untergang. Am Ende wird der Ballon, monströs aufgeblasen, platzen – während zuvor schon, natürlich gewollt, mehrfach der Strom ausfällt. Bilder, die suggerieren wollen: Das Scheitern wohnt dem Fortschritt der Menschheit von Anfang an inne.
Den anschließenden Jelinek-Teil komponiert Preuss in einer sehr grünen Box. Dort wirken die Schauspieler in Elastan-Ganzkörperanzügen wie kopflose Flucht-Piktogramme, die einfach die Ausgänge nicht mehr finden im stark angeschlagenen Fukushima-Kraftwerk. Genauso unentwegt aber blubbern sie drauflos, wobei sie hübsch doppeldeutige Jelinek-Texte mit gedanklichen Eigengewächsen mischen. Das zieht sich und wiederholt sich auch spürbar. Würde nicht irgendwann das Licht versiegen, sie blubberten wohl noch heute.