Oberhausen. . Anarchistisch, abgedreht, aberwitzig: Das Stück „Magnet der Affen“ feierte in Oberhausen Premiere. Die kultige Puppentheatercombo „Das Helmi“ arbeitete erstmals mit dem Ringlokschuppen Mülheim und dem Oberhausener Theater zusammen.
Sind Affen die besseren Menschen? Diese Frage stellte 1968 der Science-Fiction-Streifen „Planet der Affen“. Wenn nun die schräge Puppen- und Theatercombo „Das Helmi“ den Astronauten Charles Taylor ins Jahr 3978 und in den Herrschaftsbereich schlauer Orang-Utans, Schimpansen und Weißhandgibbons beamt, dann lautet die Antwort: Nö, eigentlich nicht.
„Das Helmi“, benannt nach dem Berliner Helmholtzplatz, residiert heute im Ballhaus Ost am Prenzlauer Berg – reist aber, der begeisterten Nachfrage wegen, längst quer durch die Republik und kooperiert mit Stadttheatern und Festivals. Wie nun eben mit dem Theater Oberhausen und dem Mülheimer Ringlokschuppen: „Magnet der Affen“ heißt das anarchistische, abgedrehte, aberwitzige „Anti-Musical“, das am Freitagabend im Oberhausener Malersaal Premiere feierte.
Im Theater Oberhausen
Hat Felix Loycke als Charles Taylor auch zu Beginn Mühe, so ganz puppenlos in den urmännlichen Eroberer-Gestus zu finden, so gelingt ihm die Parodie seines filmischen Vorgängers Charlton Heston später mit Schaumstoff-Pferd und Pappknarre umso besser. Wie er gefangen wird, wie die Affen um die Existenz oder Nichtexistenz menschlicher Intelligenz streiten, wie er fliehen kann, Hilfe findet – das alles wird auch auf der sparsam möblierten Oberhausener Bühne (Kerstin Hamm) erzählt. Nur ganz anders. Die Schauspieler tragen die Affenmasken vor und neben sich her, sie sind diese Affen und sind sie auch wieder nicht. Das Träumchen-Wechsel-Dich-Spiel gerät zum ironischen Kommentar unseres durchsexualisierten, machtverliebten Erdenlebens.
So erklärt die Menschen-Forscherin Dr. Zira (Anna Böger) ihrem Lover Cornelius (Marek Jera) in trauter Zweisamkeit auf der Picknick-Decke erst einmal seine vertraglichen Pflichten als „Sub“. Später wird aus der „verbotenen Zone“, in der Cornelius Zeichen verschütteter menschlicher Intelligenz entdeckte, die „erogene Zone“, inklusive eines fleischlichen Sesam-Öffne-Dichs.
Gesang aus dem Primaten-Stadl
Allein in der Musik (für die Regisseur Florian Loycke und Brian Morrow verantwortlich zeichnen) brechen sich traumschön romantische Sehnsüchte Bahn: Wenn ein kleines Äffchen, dem Franz Rogowski Hand und Stimme leiht, von der „Liiiiihiebe“ schmettert, dann ist dies ein Primaten-Stadl der herzergreifendsten Art.
Und so können wir im Affen-Antlitz ein Stück von uns selbst erkennen. Die Schaumstoff-Puppen dienen als Puffer zur Wirklichkeit, in ihren Knautschgesichtern spiegeln sich der ganze Witz und der ganze Wahnsinn der Gegenwart. Selten flogen anderthalb Stunden so raumschiffgleich dahin wie bei diesem großartigen Affentheater.