Der katholische Abenteurer schrieb einen berührenden, hoffnungsfrohen Roman: „Die Apokalypse nach Richard“

„Sie stehen im Regen zwischen den Buden wie eine struppige Störung“, schreibt der Reporter Roman, „Bratäpfel und Glühwein und Engel mit goldenen Flügeln in den Schaufenstern – und dann das“: Menschen, die mitten im profanen Weihnachtsshoppingtrubel daran erinnern, dass anderswo Christen für ihren Glauben inhaftiert werden, gar getötet – während wir hier des Glaubens müde sind.

Die Romanfigur Roman schreibt einen „wütenden und traurigen Text“; einen ganz ähnlichen konnte man vor einem Jahr im „Spiegel“ lesen. Geschrieben hatte ihn Matthias Matussek, der katholische Abenteurer, dessen Auftritte oft ratlos stimmen: Woher nur diese Wut?

Jetzt gibt Matussek eine Antwort, eine ziemlich gute, schöne. „Die Apokalypse nach Richard“ heißt seine „festliche Geschichte“, sie beginnt mit einem Wunder. Richard König kann wieder sehen! Eines 23. Dezembers in vager Zukunft (ein Chinese ist Papst) erwacht der 85-Jährige so hellsichtig, dass er ein noch größeres Wunder ahnt: „Ja, die Ankunft des Herrn stand bevor.“

Mattuseks Wut scheint verflogen

Bis dahin wird nicht nur die Weihnachtsgans „Verfall und Fäulnis und Höllengewürm“ zum Opfer gefallen sein, es werden etliche Familienmitglieder geläutert: Darunter Roman, der „Erregungsschreiber“, der „Katholikenpunk“, der seine Ehefrau Rita einst in die Flucht trieb – und das bitter bereut. Und sein Sohn Nick, der im katholischen Internat lebt, ein leidendes Scheidungskind im besten Rebellenalter. Nick trampt Weihnachten nach Hamburg – zu seinem schrulligen Opa Richard. Zum hell leuchtenden Finale, zur Offenbarung nach Matussek.

Mangelnde Leidenschaft konnte man Matussek noch nie vorwerfen, nun wendet er sie ins Positive; der verstaubte Begriff „Güte“ passt gut. Seinem Richard beschert er die Erfüllung all’ seines Hoffens, auch die Familie lässt er beseelt zurück – und den Lesern schenkt er eine Ahnung davon, wofür die Demonstranten in der Fußgängerzone standen. Ein Roman wie eine Weihnachtskerze, heiliger Schein in dunkler Zeit.

  • Matthias Matussek: Die Apokalypse nach Richard. Aufbau., 189 Seiten, 16,99 €