Essen. . Der Dichter Harald Hartung erhält den Literaturpreis Ruhr. Der 80-Jährige ist selbst Sohn eines Bergmanns und entwickelte sich vom Herner Lausbube zum Literaturprofessor.

Vom Bergmannssohn zum Literaturprofessor, vom Herner Lausbuben zum international anerkannten Dichter: Mit Harald Hartung (80) wird in diesem Jahr ein Autor für sein dichterisches und kritisches Gesamtwerk mit dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet, der für das breite Publikum erst noch zu entdecken ist, in Kennerkreisen aber längst höchste Achtung genießt.

Der mit 10 000 Euro dotierte Literaturpreis Ruhr wird am 16. November, in der Duisburger Stadtbibliothek verliehen, wie der Regionalverband Ruhrgebiet als Preisstifter bekannt gab.

Seine Gedichte zeichnen sich durch einen Leisen Ton aus

Hartung, der in Herne und Mülheim aufwuchs, war Mitte der 60er-Jahre Lehrer im Ruhrgebiet, bevor er zunächst an die Pädagogische Hochschule in Berlin und dann als Professor für Deutsche Sprache und Literatur an die dortige Technische Universität wechselte. Hartungs eigene Gedichte zeichnen sich durch einen leisen Ton aus. Voller Anspielungen, oft ironisch, mitunter kalauernd und eher selten mahnend, kommentieren seine freien Verse die Gegenwart mit indirekten Spiegelungen. Sein Reservoir ist dabei weit gespannt, schon der Titel seines Debüts „Hase und Hegel“ (1970) zieht die Spanne von Märchen bis zur Philosophie, und Hartung selbst befand rückblickend: „Ich winkte mit Zitaten wie mit Zaunpfählen.“

Als Essayist hat Hartung ebenso häufig wie fundiert die Lyrik anderer Autoren durchleuchtet und bewertet. So gilt die 1991 von ihm zusammengestellte Anthologie „Luftfracht“ mit „internationaler Poesie“ der Jahre 1940-1990 als ein Meilenstein des Genres. Die Ernte seines lyrischen Schaffens ist in dem Sammelband „Aktennotiz meines Engels“ nachzulesen.

Weitere Förderpreis-Gewinner

Beim alljährlichen Förderpreis-Wettbewerb, den der Regionalverband und das Literaturbüro Ruhr als Ergänzung zum Hauptpreis ausschreiben, gab es drei Gewinnerinnen. Mit ihren Geschichten zum Thema „Ganz schön schräg – eine Liebe“ überzeugten das Duo Nadine d’Arachart (Jg. 1985) und Sarah Wedler (Jg. 1986) aus Hattingen mit einer finster-tödlichen Erzählung im ländlichen Milieu der Nachkriegszeit die Jury. Sie erhalten den mit 2555 Euro dotierten Preis ebenso wie die Dortmunderin Alexandra Trudslev (Jg. 1974), die ihn für eine ironisch-kritische Erzählung aus dem schrill blühenden Service-Dschungel in deutschen Bahnhöfen bekommt. Die Siegerinnen setzten sich gegen 204 Konkurrenten aus dem Revier, dem gesamten Bundesgebiet sowie aus Österreich, Großbritannien, Belgien und Schweden durch.