Essen. . 007 auf Thailändisch oder im Retro-Schick der smarten 1960er: Eine Ausstellung im Deutschen Plakat Museum Essen erzählt, wie plakativ mit Bond geworben wurde. Aber sie zeigt auch Mode und Moral rund um den berühmtesten Agenten der Welt.

Es gibt Dinge, die klingen auf Italienisch einfach besser. „Dalla Russia con Amore“ zum Beispiel hört sich fast so sinnlich an wie Tiramisu. Es steckt aber doch bloß ein Männerfilm mit weiblichen Dekor dahinter. Deutsche kennen ihn als „Liebesgrüße aus Moskau“. Die verbale Italienreise James Bonds ist eine von vielen Entdeckungen, die man ab Samstag im Deutschen Plakatmuseum machen kann.

„Bond, ... James Bond“ nimmt Litfaßsäule und Kinovitrine zum Leitmotiv. 50 Jahre Bond heißt: 200 Filmplakate, Fotos, Entwürfe. Wie sehr der Superagent stets Kind seiner Zeit war, ist in eingefrorener Plakatpose nicht weniger spannend sichtbar als in der berühmtesten Filmreihe aller Zeiten.

Die ersten Plakate wurden noch von Malern gemalt

Von Moden und Mätzchen erzählen die großzügig über die Folkwang-Räume verteilten Sammlerstücke charmant. Und von Zeiten, als ein Connery und seine Girls nicht wie gemalt, sondern tatsächlich Leinwand und Farbe die Antwort waren auf: Legenden der Leinwand. Filmkunst eben.

50 Jahre James Bond-Plakate

"James Bond 007 jagt Dr. No" kam im Jahr 1963 mit Sean Connery als James Bond in die Kinos. Boris Grinsson gestaltete das Plakat dazu. © © 1962 Danjaq LLC and United Artists Corporation.
Das Plakat zu
Das Plakat zu "Goldfinger" wurde von Robert Brownjohn designt. Der Film mit Sean Connery in der Hauptrolle kam 1964 ins Kino. © © 1964 Danjaq LLC and United Artists Corporation
"Diamonds are forever" kam 1971 unter dem Titel "Diamantenfieber" in die deutschen Kinos. Robert McGinnis gestaltete das Plakat. © © 1971 Danjaq LLC und United Artists Corporation
1979 spielt Roger Moore in
1979 spielt Roger Moore in "Moonraker" den Agenten 007. Daniel J. Goozeé entwarf das Plakat zu dem Film. © © 1979 Danjaq LLC and United Artists Corporation
Bob Peak zeichnete diesen Entwurf für das Plakat, zum 1989 erschienenen Film
Bob Peak zeichnete diesen Entwurf für das Plakat, zum 1989 erschienenen Film "Lizenz zum Töten", mit Timothy Dalton. © © 1989 Danjaq LLC and United Artists Corporation
Es ist lebensgefährlich, sein Feind zu sein. Denn er hat die
Es ist lebensgefährlich, sein Feind zu sein. Denn er hat die "Lizenz zum Töten". 1989 kam er Film mit Timothy Dalton in die Kinos, Keith Hamshere nahm das charismatische Porträt von ihm auf. © © 1989 Danjaq LLC and United Artists Corporation
"Der Morgen stirbt nie" erschien 1997 mit Pierce Brosnan als James Bond. © © 1997 Danjaq LLC and United Artists Corporation
1999 kam der James Bond Film
1999 kam der James Bond Film "Die Welt ist nicht genug" ins Kino. © © 1999 Danjaq LLC and United Artists Corporation
Der Fotograf Greg Williams porträtierte James Bond-Darsteller Daniel Craig für das Filmplakat von
Der Fotograf Greg Williams porträtierte James Bond-Darsteller Daniel Craig für das Filmplakat von "Ein Quantum Trost" aus dem Jahr 2008. © © 2008 Danjaq LLC and United Artists Corporation
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Bond 50 Jahre lang plakativ zu bewerben, das ist auch eine Reise zu kulturellen Unterschieden. Fing man deutsche Männer eher mit Zahlen („1000 neue Gags. 10 000 PS Tempo. 100 000 Volt Spannung“), lockte beim gleichen Film den brasilianische Kinogänger eine wüste Kolorierungs-Orgie, die Bond in „Moonraker“ vor allem beim Karneval von Rio die Welt retten ließ, jedenfalls sehen die Raketen deutlich nach lustigem Samba-Feuerwerk aus.

Augenweide für Nostalgiker

Nostalgikern geht das Herz auf, wenn sie liebe alte Schurken wiedersehen (man darf dazu im Kinosesseln Platz nehmen!). Freunde handgemachter Illusion entdecken Fotos der legendären, wirklich gebauten „Sets“ vor den Zeiten von Animation und Digitalhokuspokus. Und auf Themenräume wie „Gentlemen“, „Gegenspieler“, „Architektur“ folgt, was passiert, wenn man es soweit bringt wie „007“: Parodie und Imitat.

Sogar von Moral ist in dieser Ausstellung die Rede – in Form jener Sittsamkeit, die Deutschland zu Zeiten Kanzler Erhards kultivierte. Es war das Jahr 1965, als die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft mit 5:0 Stimmen das Plakat für „Feuerball“ als zu „freizügig“ ablehnte. Es lief dann wie bei der kreativen Zensur der Kirchenmalerei: Jemand vergrößerte mit dem Pinsel die Bikinis. Für die Ikone Bond konnte danach mit Anstand geworben werden.

Bis 13. Januar im Museum Folkwang, Museumsplatz 1, Essen, Tel. 0201-8845444. Eintritt 8€ (erm.5). www.museum-folkwang.de Zur Ausstellung ist ein hervorragendes Katalogbuch erschienen, Steidl, 322 Abb., 256 S., 28€