Essen.. 007 auf Thailändisch oder im Retro-Schick der smarten 1960er: Eine Ausstellung im Deutschen Plakat Museum Essen erzählt, wie plakativ mit Bond geworben wurde. Aber sie zeigt auch Mode und Moral rund um den berühmtesten Agenten der Welt.
Es gibt Dinge, die klingen auf Italienisch einfach besser. „Dalla Russia con Amore“ zum Beispiel hört sich fast so sinnlich an wie Tiramisu. Es steckt aber doch bloß ein Männerfilm mit weiblichen Dekor dahinter. Deutsche kennen ihn als „Liebesgrüße aus Moskau“. Die verbale Italienreise James Bonds ist eine von vielen Entdeckungen, die man ab Samstag im Deutschen Plakatmuseum machen kann.
„Bond, ... James Bond“ nimmt Litfaßsäule und Kinovitrine zum Leitmotiv. 50 Jahre Bond heißt: 200 Filmplakate, Fotos, Entwürfe. Wie sehr der Superagent stets Kind seiner Zeit war, ist in eingefrorener Plakatpose nicht weniger spannend sichtbar als in der berühmtesten Filmreihe aller Zeiten.
Die ersten Plakate wurden noch von Malern gemalt
Von Moden und Mätzchen erzählen die großzügig über die Folkwang-Räume verteilten Sammlerstücke charmant. Und von Zeiten, als ein Connery und seine Girls nicht wie gemalt, sondern tatsächlich Leinwand und Farbe die Antwort waren auf: Legenden der Leinwand. Filmkunst eben.
50 Jahre James Bond-Plakate
Bond 50 Jahre lang plakativ zu bewerben, das ist auch eine Reise zu kulturellen Unterschieden. Fing man deutsche Männer eher mit Zahlen („1000 neue Gags. 10 000 PS Tempo. 100 000 Volt Spannung“), lockte beim gleichen Film den brasilianische Kinogänger eine wüste Kolorierungs-Orgie, die Bond in „Moonraker“ vor allem beim Karneval von Rio die Welt retten ließ, jedenfalls sehen die Raketen deutlich nach lustigem Samba-Feuerwerk aus.
Augenweide für Nostalgiker
Nostalgikern geht das Herz auf, wenn sie liebe alte Schurken wiedersehen (man darf dazu im Kinosesseln Platz nehmen!). Freunde handgemachter Illusion entdecken Fotos der legendären, wirklich gebauten „Sets“ vor den Zeiten von Animation und Digitalhokuspokus. Und auf Themenräume wie „Gentlemen“, „Gegenspieler“, „Architektur“ folgt, was passiert, wenn man es soweit bringt wie „007“: Parodie und Imitat.
Sogar von Moral ist in dieser Ausstellung die Rede – in Form jener Sittsamkeit, die Deutschland zu Zeiten Kanzler Erhards kultivierte. Es war das Jahr 1965, als die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft mit 5:0 Stimmen das Plakat für „Feuerball“ als zu „freizügig“ ablehnte. Es lief dann wie bei der kreativen Zensur der Kirchenmalerei: Jemand vergrößerte mit dem Pinsel die Bikinis. Für die Ikone Bond konnte danach mit Anstand geworben werden.
Bis 13. Januar im Museum Folkwang, Museumsplatz 1, Essen, Tel. 0201-8845444. Eintritt 8€ (erm.5). www.museum-folkwang.de Zur Ausstellung ist ein hervorragendes Katalogbuch erschienen, Steidl, 322 Abb., 256 S., 28€