München. . Die Schauspielerin sah nie einen Bond-Film - außer den, in dem sie Sean Connery küsste: „Man lebt nur zweimal“. Im Interview spricht die 74-Jährige über ihren Sprung ins Piranhabecken, harte Gagenverhandlungen und Connerys Haarteil. Und gibt Tipps für diejenigen, die auch Bond-Girl werden wollen.

Das Bond- Team suchte eine große Blonde - und engagierte Karin Dor, zart und brünett. Bis heute ist die Schauspielerin, der Hitchcock die „schönsten Augen der Welt“ attestierte, das einzige deutsche Bond-Girl. Lars von der Gönna fragte Karin Dor (74) nach dem Mythos Bond, nach Stunts im Piranhabecken und Sean Connerys Haarteil.

Man hat so viele Helden kommen und gehen sehen. Wieso blieb ausgerechnet Bond, Frau Dor?

Karin Dor: Ich glaube, dass nie ein Mensch geglaubt hat, dass die Reihe so ein Erfolg werden würde. Bei Bond hat Sean Connery sicher maßgeblich dazu beigetragen.

„Ich kannte ihn gar nicht“

Dabei soll er sie anfangs gar nicht so beeindruckt haben...

Dor: Ich kannte ihn gar nicht, weil ich die anderen vier Bond-Filme nicht gesehen hatte. Und dann sah ich, wie er probte. Ich war überrascht, denn meine Agentin hatte doch so von ihm geschwärmt: „Was für ein toller Mann, so fantastisch...“

Und die Realität?

Dor: Ich kam ins Atelier, sah einer Probe zu und dachte: furchtbar! Langweilig! Aber als die Klappe kam, als gedreht wurde, war er wie ausgewechselt. Da versprühte er einen Charme, eine Ausstrahlung! So war das: Connery wollte sich nicht verausgaben, der war zu faul, bei der Probe schon alles zu zeigen.

„Ich erinnere mich an den Kuss gar nicht so besonders“

War es dieser Charme, der ihren Kuss zu einem sehr besonderen in der Geschichte der Bond-Filme macht? Eigentlich sollen Sie als Helga Brandt Bond mit einem Skalpell die Haut abziehen, aber dann...

Dor: Finden Sie den besonders? Ehrlich gesagt, erinnere ich mich an den Kuss gar nicht besonders.

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Wussten Sie damals, dass Sean Connery ein Toupet trug?

Dor: Aber ja doch. Er war der uneitelste Schauspieler, den ich je erlebt habe. Ich weiß noch, wie es deswegen mal fast gekracht hätte. Es sollte in Japan eine Pressekonferenz geben, Connery war schon auf dem Weg. Da hörte ich den Produzenten Saltzmann schreien „Get back! Get back!“ („Geh zurück!“). Connery wollte ohne Toupet dahin. Das hätte ihm gar nichts gemacht.

„Ich habe keine Nachfolger gesehen“

Haben Sie einen Favoriten bei Connerys Bond-Nachfolgern?

Dor: Ich verrat’ Ihnen was: Ich habe keine Nachfolger gesehen. „Man lebt nur zweimal“ ist der einzige Bond-Film, den ich kenne.

Ist das ein Protest?

Dor: Überhaupt nicht. Ich mag keine Agentengeschichten. Ich stehe total auf Thriller, Filme mit „Suspense“. Ich hab’ alle Hitchcock-Filme gesehen, ohne zu wissen, dass ich je einen mit ihm drehen würde.

Alfred Hitchcock entdeckte bei „Topas“ auch Ihre Küchenkünste.

Dor: Ja, Kohlrouladen und Königsberger Klopse! Seiner Sekretärin musste ich die Rezepte verraten, damit es die Köchin nachkochen konnte.

„Von der Gage habe ich mir ein Haus auf Teneriffa gebaut“

Haben Sie damals lange überlegt, als man Ihnen die Rolle eines Bond-Girls anbot?

Dor: Das konnte ich nicht ablehnen, Nach sechsstündigen Verhandlungen gab es eine fantastische Gage. Die war so hoch, dass ich mir davon ein Haus gebaut habe, auf Teneriffa.

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Dafür machten Sie Stunts selbst. Der Oberschurke bestrafte sie mit einem Sturz ins Piranhabecken.

Dor: Ich habe sehr viele Stunts selbst gemacht, auch in den Karl-May-Filmen.

Piranhas gab es aber keine, oder?

Dor: Nein, Taucher kitzelten mich erstmal an den Füßen und zogen mich runter. Das hat Spaß gemacht.

„Sofort annehmen, wenn man Karriere machen will“

Was raten Sie einer jungen Kollegin, wenn das Telefon klingelt und man Bond ein Girl sucht?

Dor: Na, sofort annehmen, wenn sie Karriere machen will.

Im neuen Bond soll Daniel Craig Bier statt Martini bestellen. Ist das der Abschied vom Gentleman?

Dor: Ach was. Ob ein Mann ein Gentleman ist, hängt bestimmt nicht davon ab, was er trinkt.