50 Jahre „Love Me Do“ - Fans würdigen erste Beatles-Single
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Liverpool... Nur Platz 17: Die Debütsingle der Beatles, die am 5. Oktober 1962 rauskam, war nicht gerade ein Riesenerfolg. Sie wurde es erst im Laufe der Zeit, weil es die erste Single der wichtigsten Pop-Band der Welt wurde. Am Wochenende versuchen sich Fans an einem Rekord-Kanon des Hits.
Nur Platz 17! Mehr war in den britischen Charts nicht drin für ihre erste Single „Love Me Do“. Das war noch ausbaufähig – und wie! Denn „Love Me Do“, der 1962 veröffentlichte Slowrocker dieser jungen unbekannten Band mit dem Namen „The Beatles“, bereitete den Weg zu einer weltweiten und einmaligen Erfolgsgeschichte. Überall hat die Band als größtes Phänomen der Rockgeschichte ihre Spuren hinterlassen und nicht nur musikalische Maßstäbe gesetzt. Was vor 50 Jahren mit einem gefrusteten Ringo Starr begann, weil er vorübergehend nicht am Schlagzeug sitzen durfte, wird Anfang Oktober in Liverpool mit dem „,Love Me Do‘-Wochenende“ groß gefeiert. Im Mittelpunkt steht ein Rekordversuch fürs Guinness-Buch: Über 1000 Liverpooler und Fans aus aller Welt wollen am 5. Oktober, dem Erscheinungstag der Single, „Love Me Do“ als Kanon singen und sich so den Eintrag holen.
Die Beatles
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Während Liverpools Bürgermeister Joe Anderson ein „aufregendes Wochenende“ mit Shows und Tribut-Konzerten verspricht, feiert das „Prince of Wales“-Theater in London noch bis zum 19. Januar das Single-Jubiläum mit der Musikshow „Let It Be“. Die Beatles-Firma Apple steuert für den Oktober die erstmalige offizielle DVD-Veröffentlichung des Kultfilms „Magical Mystery Tour“ bei. Auch der floppte 1967 – im englischen Fernsehen. Was allein daran lag, dass der psychedelisch-farbenknallende Experimental-Film damals in Schwarz-weiß und ausgerechnet zu Weihnachten gezeigt wurde.
"Gitarrenmusik bald aus der Mode" - Decca lehnte die Beatles ab
Alles das war noch ungeahnte Zukunftsmusik, als sich die Beatles 1962 an ihre ersten Plattenaufnahmen für das Emi-Label Parlophone machten. Die Plattenfirma Decca hatte die Band abgelehnt, weil man dort der Ansicht war, dass Gitarrenmusik sowieso bald aus der Mode kommen würde. Stattdessen griff der Produzent George Martin zu, der den Beatles nach langem Hin und Her sogar erlaubte, mit „Love Me Do“ und der Rückseite „P.S. I Love You“ auf einer Debüt-Single zwei Eigenkompositionen von John Lennon und Paul McCartney zu veröffentlichen. Damals eine höchst ungewöhnliche und mutige Entscheidung.
Beatles '66 in Essen
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Die Beatles und George Martin sollten im Laufe ihrer Zusammenarbeit gemeinsam musikalische Regeln und Konventionen brechen, wo sie nur konnten. Bei den ersten Aufnahmen galt es vor 50 Jahren erst einmal das Eis zu brechen. Und das gelang Gitarrist George Harrison, als der Produzent Martin die jungen Musiker aufforderte, ihm frei heraus zu sagen, wenn ihnen etwas nicht passe. „Zunächst einmal gefällt mir Ihr Schlips nicht“, frotzelte der damals gerade 19 Jahre alte Harrison trocken. Der Beginn einer wunderbaren Zusammenarbeit.
Zunächst aber nicht für den neuen Schlagzeuger Ringo Starr, der gerade erst Pete Best abgelöst hatte und von der Gruppe Rory Storm & The Hurricanes kam – damals viel bekannter als die Beatles. Ringo trommelte zwar auf der Single-Version von „Love Me Do“, die in die Charts kam, aber auf der LP-Fassung spielte er nur Tamburin. Produzent Martin wollte kein Risiko mit dem neuen Mann eingehen und hatte zwischendurch sicherheitshalber den Studiodrummer Andy White engagiert, der später auch für Shirley Bassey und Louis Armstrong trommeln sollte.
Produzent Martin schrieb 1994 in seinem Buch „Summer Of Love“, dass ihm Ringo das wohl nie verzeihen werde. „Später habe ich ihn dann spielen lassen und gemerkt, dass er hervorragend war. Aber einen guten gemeinsamen Start kann man das natürlich nicht nennen.“ Und Ringos Frust war entsprechend groß: „Das war furchtbar“, sagte er dem Beatles-Biografen Hunter Davies. „Die Beatles hatten mich zu sich geholt. Aber nun sah es so aus, als sei ich gerade gut genug, um mit ihnen in Tanzlokalen aufzutreten, aber nicht gut genug für Platten.“
Ringo Starr nahm "Love Me Do" erneut auf
Starr selbst nahm – wohl als späte kleine „Rache“ – 1998 „Love Me Do“ für sein Solo-Album „Vertical Man“ noch einmal auf: weit rockiger als die Beatles-Version, mit ganz betontem Schlagzeug. Diesmal sang er auch noch selbst und ließ sich von „Aerosmith“-Frontmann Steven Tyler auf der Mundharmonika begleiten, die dieses sonst von John und Paul gesungene Stück prägt.
Zuvor war bereits 1995 als interessantes Musik-Dokument auf dem „Anthology 1“-Album der Beatles eine ganz frühe Fassung aufgetaucht - mit Ringo-Vorgänger Pete Best an den Drums. Aber den hatten Lennon, McCartney und Harrison 1962 gar nicht mehr in der Band haben wollen und stattdessen Ringo geholt. Diese Version blieb aber ebenso eine Randnotiz wie eine Neufassung von McCartney. Er veröffentlichte 1990 die Live-Aufnahme „P.S. Love Me Do“, ein Medley aus A- und B-Seite.
Das waren die 60er
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Platz 17 – dabei sollte es aber nur in England blieben. Zwei Jahre nach der Erstveröffentlichung mit Ringo schafften es die Beatles 1964 mit „Love Me Do“ doch noch auf Platz 1 – in den USA. Da erreichte die Beatlemania gerade ihren Höhepunkt und ein Hit folgte auf den anderen. Aber das ist eine andere Geschichte.
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