Pius Knüsel scheint zu den Autoren zu gehören, deren Bücher die Welt nicht braucht. Für seine Polemik „Der Kulturinfarkt“ hatten Knüsel und seine drei Mit-Autoren im Frühjahr fast so gekonnt die Werbewelle gemacht wie derzeit die Buchautorin Bettina Wulff. Doch ausgerechnet „Der Kulturinfarkt“ ist eines jener Bücher, das viel beredet wird, aber wenig gelesen und noch viel weniger gekauft. So beklagte es Pius Knüsel am Samstag auf der Kulturkonferenz Ruhr. Das wäre nicht weiter tragisch, hätte Knüsel in seinem Buch nicht ausgerechnet dafür plädiert, die staatlich geförderte Kultur stärker an den Bedürfnissen des Marktes auszurichten. In einer solchen Knüsel-Kultur hätte das Knüsel-Buch wohl keine Chance. Zum Glück ist der Autor als Direktor der Kulturstiftung „Pro Helvetia“ ja Teil eben jenes Systems, dessen Halbierung der „Kulturinfarkt“ vorschlug; als solcher kann Knüsel sogar Gedanken publizieren, die sich vor lauter Marktkonformität nicht gut verkaufen.