Köln.. Vor fünf Jahren wurde Gerhard Richters Bleiglas-Fenster aus 11.263 Quadraten eingeweiht. Domkapitel und der Kölner Kardinal Meisner hätten lieber etwas mit Figuren gehabt. Doch das Fenster, für das Gerhard Richter keine Honorar nahm, zieht Touristen an – 80 Prozent von allen finden es gut. Und es ist bis heute nicht geputzt worden.

Eigentlich war Gerhard Richter, der teuerste lebende Maler weltweit, nur zweite Wahl, als der Kölner Dom ein neues Fenster bekommen sollte. Das Domkapitel wollte Darstellungen von Märtyrern. Aber figürliche Glasmalerei auf einem Niveau, das der 800 Jahre alten Kathedrale gerecht wird, gibt es heute nicht mehr. So ging der Auftrag an den abstrakten Maler, der in Köln eine zweite Heimat gefunden hat.

Aber noch bei der Einweihung des Fensters im August vor fünf Jahren zeigte sich der Kölner Kardinal Meisner wenig begeistert von Richters Fenster aus 11.263 kleinen Quadraten in 72 verschiedenen Farben, die – nach computerberechneter Zufälligkeit – auf 106 Quadratmeter verteilt wurden: Das könne genau so gut in einer Moschee hängen, sagte Meisner.

Fans wollen Fenster in verschiedenen Lichsituationen sehen

Heute fragen viele der jährlich rund sechs Millionen Dom-Touristen schon am Eingang nach dem Fenster im Südquerhaus. Es hat sich längst zu einem Besuchermagneten entwickelt. „Rund 80 Prozent aller Besucher finden dieses Fenster ganz toll“, sagt die scheidende Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner: „Viele Fans kommen zu unterschiedlichen Zeiten, um das Fenster in verschiedenen Lichtsituationen zu erleben.“ Manchmal steigen sogar Zug-Reisende im Hauptbahnhof nebenan aus, um sich das Richter-Fenster anzusehen.

Kosten für Richter-Fenster: 300.000 Euro

Inzwischen haben auch schon ein italienisches Kloster und die Kathedrale von Reims bei Richter um Festergestaltungen gebeten. Mit ihnen aber konnte sich der Künstler nicht einigen – wegen künstlerischer Fragen. Auf sein Honorar hat Gerhard Richter vor fünf Jahren ohnehin verzichtet, die Kosten von 300.000 Euro kamen durch Spenden zusammen. Und für Richter war das Fenster, nicht zuletzt wegen der technischen Besonderheiten der Bleistege zwischen den 9,7 mal 9,7 Zentimeter großen Quadraten, eine echte Herausforderung. „Richter wollte sich nicht blamieren“, sagt sein Biograf Dietmar Elger, „jeder kann das Werk jederzeit sehen.“


Von außen wirkt es eher unauffällig, doch innen leuchtet es sich je nach Einfall des Lichts in unterschiedlichem Farbspiel. Dabei ist es in all den fünf Jahren nie geputzt worden: „Fensterputzen tun wir nicht“, sagt die Dombaumeisterin, „da ist ein bisschen Staub drauf. Aber das stört das Fenster überhaupt nicht.“