Wien. . Die Mitglieder der Band Fehlfarben gelten als Post-Punks, die ihrem Land gegenüber eher kritisch eingestellt waren. Nun tritt die Formation an diesem Wochenende plötzlich beim Essener Festival „Heimaterbe“ auf. Das wirft Fragen an Frontmann Peter Heim auf.
Die Fehlfarben haben einst mit „Monarchie und Alltag“ eines der wichtigsten Alben der deutschen Rockgeschichte aufgenommen, sind als Post-Punks ihrem Land gegenüber aber stets eher kritisch eingestellt.Wir sprachen mit Sänger Peter Hein, dem Heimat nach eigener Aussage nichts bedeutet, darüber, warum er dennoch beim Essener „Heimaterbe“-Festival auftritt.
Herr Hein, Sie leben in Wien, nicht mehr in Düsseldorf. Bekommt man da einen distanzierten Blick auf Deutschland?
Hein: Ehrlich gesagt schon. Die Nachrichten, die ich schaue, sind allerdings meist die von der Tagesschau. Und letztlich ist Österreich ja auch nur ein Bundesland. So viel anders ist es da nicht, die tun ja nur so. Es wäre aber in Holland oder Dänemark auch nicht anders . . .
Dennoch regen Sie sich auf ihrem letzten Album „Xenophonie“ ordentlich auf . . .
Ja, schon. Aber es ist mal mehr und mal weniger Zwang zur Ernsthaftigkeit dabei. Im Lauf der Zeit findet man die Zustände, wie sie sind, viel blöder – und traut sich auch, das alles viel blöder auszudrücken. Früher hätte man das immer mit dem erhobenen Zeigefinger kommentiert, jetzt macht man gern auch schon mal den ein oder anderen blöden Witz. Es ist ja nicht nur alles zum Kotzen, sondern auch lächerlich . . .
Sie treten ja beim „Heimaterbe“ neben Bands auf, die musikalisch aus ganz anderen Ecken kommen. Kümmern Sie sich um das musikalische Umfeld?
Überhaupt nicht. Das hätten viele gerne, aber das ist mir so was von egal, genau wie der Titel des Festivals, bei dem ich auftrete. Solange das kein dezidiertes Nazi-Speedmetal-Festival ist – oder Techno-Folter-HipHop – habe ich da kein Problem mit.
Von Ihnen werden heute meist Klassiker wie „Ein Jahr (Es geht voran)“ oder „Paul ist tot“ gespielt. Und jetzt singen sie „das Frühwerk am Hals wie ein Mühlstein“. Würde man das gern wegwünschen?
Schwierig, denn gemacht ist gemacht. Hätten wir es nicht, wäre die Frage, ob die Leute sich überhaupt noch für uns interessieren würden. Es wäre besser, wenn sich die Leute auch an später entstandenen Sachen erfreuen könnten.
Dennoch sehen einige Sie als Band für die Papi-Generation. Wie wehren Sie sich dagegen?
Wenn das so wäre, würden wir heute keine Platten mehr machen. Die Oldie-Kapellen, das sind die anderen. Wir sind im Prinzip für jüngere Leute zuständig als die Toten Hosen es sind. Wer etwas anderes behauptet, steht bei den Konzerten nicht in den ersten Reihen. Wenn wir spielen sind vorne immer Jüngere und Ältere. Manche kommen auch mit ihren Kindern, was ich nicht gutheißen kann – außer die Kinder schleppen sie mit.
Andere haben Punkrock zum großen Geschäft gemacht, Sie sind eher im Untergrund geblieben. Sind Sie zufrieden damit?
Natürlich, ich kann mir im Leben nicht solche amerikanischen Kindergarten-Punktruppen anhören, solchen Stadion-Punk. Da weiß man zwar, das soll Punk sein, aber da habe ich ja nichts mehr mit zu tun. Die Musiker sind 15 Jahre jünger und kommen aus ganz anderen Ecken. Statt dessen gucke ich mir heute schon lieber eine Beat- oder Modband an mit Jungs, die so 20 Jahre alt sind. Das finde ich interessanter.