Draußen. . Public Viewing für Hotzenplotz und „Hair“: Die Freilichtbühnen der Regionrollen uns vielleicht nicht den roten Teppich aus, aber den grünen Rasen. Ein Überblick von Xanten bis Hamm-Heessen, von Hohensyburg bis zum Blauen See in Ratingen.
Der Fußball soll doch bitte nicht so tun, als hätte er alles erfunden. Public Viewing? Kennen Kulturmenschen seit der Antike. In Deutschland ist diese Theatersaison aus bekannten Gründen nur sommers möglich. Wir hätten ein paar Tipps, wie sie sich familienfreundlich nutzen lässt. Die Bühnen unter Bäumen warten schon.
Märchenhaftes Wattenscheid
Sympathisch, dass die Waldbühne Höntrop ihr Repertoire nicht an die Schnelllebigkeit der Kinderhelden aus der Disney-Retorte verramscht. In Wattenscheid (don’t call it Bochum!) setzt man auf die großen Märchen der Brüder Grimm. Diesen Sommer schüttelt „Frau Holle“ die Betten, das „Rotkäppchen“ wird zur Großmuttervisite rüsten. Es quakt „Der Froschkönig“ und schließlich wird „Schneewittchen“ uns einmal mehr versichern, dass aller guten Zwerge sieben sind. Wobei dem sechsten, „Stolperle“, durchaus auch eine wichtige Rolle zukommt. Das kommt Ihnen gar nicht Grimm’sch vor? Solche Freiheiten nimmt sich die Kolpingspielschar, die gemeinsam mit dem Ensemble der Volksbühne Wattenscheid das engagierte Laien-Ensemble stellt.
Am Südpark, 44869 Bochum. 9. Juli-16. August. Vorstellungen bei jedem Wetter (16.30h)! Karten nur an der Tageskasse. 7/4,50€, Kinder unter drei Jahren frei. Spielplan-Ansage: Tel. 02327 - 786817. www.waldbuehne-hoentrop.de
Spektakel am See
Die Naturbühne Blauer See ist Fans munterer Freilichtspiele längst ein dickes Kreuzchen im Ausflugskalender wert. Das liegt schon am Schauplatz und seinen Dimensionen. Bis zu 1200 Zuschauer fasst der Ort, direkt am Wasser, wie der Name schon sagt, liegt er auch. Und dass wird nicht selten zum Hauptdarsteller: Wickie stach hier in See, Hotzenplotz wäre mit seinem Mofa fast reingeplumpst. In diesem Jahr erobern zwei weitere Lieblinge der Kinderliteratur die Bühne am See. „Die Abenteuer von Petterson und Findus“. Wer denkt, das sei ein Fall für zwei, kennt die Bücher von Sven Nordqvist schlecht. Da sind ja noch Caruso, der Hahn, der fiese Stier, den man besser nicht unterschätzt, das wilde Schwein im Kartoffelfeld...
Zum Blauen See, 40878 Ratingen. Bis 16. September. Vorstellungen samstags, sonntags, teilw. mittwochs immer um 15.30 Uhr. Kinder 12, Erwachsene 14€. Reservierung: Tel. 01805-300411. www.theaterconcept.de
Rekordverdächtiges Dortmund
201 Stücke, 1395 Aufführungen, 2215 Rollen, 61798 Töpfe Schminke, 688 579 Zuschauer, 3089925 geschminkte Gesichter... Sie merken schon: Wer solche Zahlen zu bieten hat, ist nicht gerade der Benjamin unter den Open-Air-Theatern. Dortmunds Naturbühne Hohensyburg wird 2012 stolze 60 Jahre alt. Das feiert man, wie am Theater üblich, spielend. Auch zum 60. setzt man auf den bewährten Mix aus Musical („Der kleine Horrorladen“, „Footloose“), Kinderprogramm („Der Räuber Hotzenplotz“ „Die wilden Hühner“) und dem Gesamtpaket von Enkel bis Omi, dem Familienmusical. Da toben in diesem Jahr die „Opodeldoks“ durch Dortmund Theaterwald. Die Großprojekte sind auch die Frucht langen Atems: Die erste Vorstellung 1952 fand vor 40 stehenden Zuschauern statt.
Syburger Dorfstr. 60, 44267 Dortmund. Bis 22. September. Vorstellungen um 16, 19 oder 20 Uhr. Karten 6/8 €, Musicals 10/8€, günstige Familientickets. Info: Tel. 0172 - 241 2680. www.naturbuehne.de
Mit Mann und Maus
Die Waldbühne Heessen in Hamm ist ein Musterbeispiel (wir wüssten sonst nur Oberammergau), wie ein kleiner Ort mit Mann und Maus theaterinfiziert ist. Sie schneidern und spielen und schminken und zimmern... Jetzt jedenfalls fahren sie die Ernte ein. Erwachsene atmen an der frischen Luft mit „Die Schöne und das Biest“ Musicalflair, ein kindgerecht erzähltes Aschenputtel gibt es auch, dazu Peter Maffays Erfolgsechse „Tabaluga“.
Gebrüder-Funke-Weg 3, 59073 Hamm. Bis 9. September, 16 und 20 Uhr. Karten von 8,10 bis 13,10€. Karten-Info: 02381-30 90 90 . www.waldbuehne-heessen.de
Roberto Ciullis Weiße Nächte
Eines der wenigen Profi-Theater der Region, die sich tagelang risikobereit (man spielte schon bei schlimmsten Gewittern) der Kunst unter freiem Himmel widmen, steht in Mülheim. Zu passend, dass die Rückseite von Roberto Ciullis „Theater an der Ruhr“ direkt in den lauschigen kleinen Raffelbergpark am Alten Solbad führt. Vor seiner Kulisse steht bei den „Weißen Nächten“ die Bühne, auf der das Ensemble, bereichert durch Musikgastspiele, allsommerlich einen spannenden Querschnitt durchs Repertoire spielt. 2012 gehört Eduardo de Fillipos „Die Kunst der Komödie“ dazu. Alles übrigens: umsonst und draußen.
Akazienalle 61, 45478 Mülheim, Bis 8. Juli. Info: 0208-599010.www.theater-an-der-ruhr.de
Archäologie trifft Oper
Eher hochpreisig und für Menschen, die eine Art Verona vor der Haustür herbeisehen, kommen die Spiele in Xanten daher. Ins 30. Jahr gehen die Sommerfestspiele im Amphitheater des Archäologischen Parks. „Aida“ (aus Breslau), eine Michael-Jackson-Show und „Hair“ erklingen in niederrheinischen Sommernächten. Die kleinere Waldbühne im Ortsteil Birten überlässt der Operette das Feld von „Borstenvieh und Schweinespeck“ – man spielt den „Zigeunerbaron“.
Archäologischer Park 2, 46509 Xanten, Bis 26. August. Karten: 40 bis 89 Euro. Telefon: 028 01 - 77 77 77. www.sommerfestspiele.de
Und sonst:
Kennen Sie noch Radost Bokel ? Die putzige Kino-„Momo“? Aktuell ist sie als Nscho Tschi“ im Sauerland zu sehen. Elspes Karl-May-Spiele singen das Lied der Männerfreundschaft: „Winnetou I“. Benjamin Armbruster, der Indianer vom Dienst, reicht seine Friedenspfeife an Jean-Marc Birkholz weiter. Der ritt früher für „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“.
Bis 2. Sept. Karten 12- 60 €, Tel. 02721 / 94 44 0. ww.elspe.de
Als westfälischer Freilichtklassiker fürs Musical hat Coesfeld einen festen Platz in den Herzen der Fans. Nun ist eine Uraufführung zu sehen: „Der große Gatsby“. Man kennt den Stoff als Roman und als Film. In Coesfeld singt und tanzt man also die „Goldenen“ (aber auch goldgierigen) 20er-Jahre.
Aufführungen bis 1. Sept., Karten 12/14 €. Tel. 02541 / 3355. www.freilichtbuehne-coesfeld.de