Der US-Professor Paul Krugman liefert mit seinem neuen Sachbuch einen wichtigen Beitrag zur Krisen-Diskussion: „Vergesst die Krise! Warum wir jetzt Geld ausgeben müssen“, lautet der Titel und die provozierende These.
Paul Krugman weiß, wie man Aufmerksamkeit erheischt. Der umtriebige US-Wirtschaftsprofessor widmet sein neues Buch „Vergesst die Krise!“ all den Menschen, die Konjunktur-Turbulenzen besonders zu spüren bekommen. „Für die Arbeitslosen. Sie haben Besseres verdient“ stellt er seinen Ausführungen voran, wie Wirtschaftskrisen behoben werden können.
Bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) dürften Krugmans Ansichten für Stirnrunzeln sorgen, bei Frankreichs neuem Präsidenten François Hollande dagegen für Begeisterung. „Warum ist die Arbeitslosigkeit so hoch und die Produktion so schwach?“, fragt Krugmann. Seine Antwort: „Weil wir – Verbraucher, Unternehmen und Regierungen – nicht genug Geld ausgeben.“
Wie kann die Krise beendet werden?
Mit seinem klugen Buch leistet der Ökonom einen wichtigen Beitrag zur Diskussion in Europa, wie die seit mehr als zwei Jahren grassierende Krise beendet werden könnte. Dabei macht er es auch „Laien“ leicht, seinen Erklärungen und teils provozierenden Ansichten zu folgen: Er schreibt verständlich, prägnant und gibt viele Beispiele. Krugman geißelt staatliches Sparen zum falschen Zeitpunkt und wirbt für staatliche Konjunkturprogramme, um die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen anzuheizen. Staatliche Schulden seien nicht per se ein verheerendes Übel, betont Krugman, ein bekennender Anhänger des Wirtschaftswissenschaftlers John Maynard Keynes (1883 bis 1946).
Sonderfall Griechenland
„Hinter der Krise stecken Jahrzehnte falscher Politik und falscher Theorien“, wettert Krugman. Er lehnt zum Beispiel das Bestreben ab, staatliche Haushaltslöcher unbedingt rasch zu stopfen. „Europas große Täuschung besteht in dem Glauben, dass die Krise durch unverantwortliche Haushaltsführung zustande kam“, glaubt der Ökonom. Das gelte aber höchstens für den Sonderfall Griechenland.
Zugleich kritisiert er die Europäer, die sich moralisch geben und staatliche „Haushaltssünder“ jetzt „büßen“ lassen. „Ein ganz schlechter Ansatz zur Lösung der Probleme“, urteilt Krugman. Sparen sollten diese Staaten schon – aber erst, wenn ihre Wirtschaft wieder laufe.
Krugman blickt in seinem Buch vor allem auf die Wirtschaftsturbulenzen in seiner Heimat, den USA. Dabei verliert er aber den Euro-Raum mit all seinen Besonderheiten – zum Beispiel „das Problem mit der Gemeinschaftswährung“ - nicht aus dem Blick. Und widmet ihm zudem das lesenswerte Kapitel „Eurodämmerung“.
- Paul Krugman: Vergesst die Krise! Warum wir jetzt Geld ausgeben müssen. Campus Verlag, 270 Seiten, 24,99 Euro