Man kennt ihn von den „Eagles“ und durch Solohits wie „The Heat Is On“. Nach 17 Jahren Pause gibt’s nun ein neues Frey-Album: „After Hours“ bündelt Liebeslieder aus dem amerikanischen Songbook - und lässt den „Adler“ bei aller Perfektion hart an die Kitschgrenze heransegeln.
Nicht jede Überraschung ist positiv, manche entpuppt sich sogar als unliebsam. Das sechste Soloalbum von Glenn Frey liegt irgendwo dazwischen. Denn wer den 63-Jährigen musikalisch weiterhin im „Eagles“-Kontext wähnt, liegt genauso falsch wie der Fan seiner erfolgreichen Pop-Phase (man erinnere sich nur an Songs wie „The Heat Is on“).
Nein, Frey war so frei, mit „After Hours“ (Universal) ein angejazztes Liebesliedalbum vorzulegen: versehen mit dem vollen Big Band-Brett, mit einer ganzen Streicherarmada, mit Crooner-Gesang, mit Material aus dem amerikanischen Songbook. Beinharte Zuckerwatte halt, die stimmungsmäßig eigentlich die bessere Begleitmusik wäre für die Zeit, in der schon leise der Schnee rieselt...
Altersmilde Reflexion
Es ist die erste Solo-Rückmeldung des Adlers nach 17 (!) Jahren. Frey bringt es mit dem Opener „For Sentimental Reasons“ jedoch gleich gefühlvoll auf den Punkt, wohin die Reise geht: in Richtung hemmungsloser Kitsch. Und er lässt sich dabei unterstützen von Koryphäen wie Michael Thompson, Greg Leisz und Lenny Castro – um nur einige der prominenten Helfer zu nennen. Aber der Reiz dieser altersmilden , durchaus liebevoll arrangierten Reflexion verfliegt halt mit der Zeit. Und bei aller Perfektion ist Glenn Frey ziemlich oft ziemlich nah daran, in der eigenen Hochglanzsoße zu ertrinken. Etwas mehr Temperament hätte dem Album zudem gutgetan. Der Meister belässt es lediglich bei einer immerhin hübschen Countryswingversion des abgenudelten Klassikers „Route 66“. Ansonsten dominiert der Schlagzeugbesen.