Drei Grammys stehen schon in ihrem Wohnzimmer, doch in Deutschland ist Shawn Colvin noch nicht so richtig angekommen. Ihr neues Album „All Fall Down“ ist auch nicht unbedingt hitverdächtig, aber immerhin mit erlesenem Personal besetzt
Vor 22 Jahren hat Shawn Colvin ihr Debütalbum veröffentlicht. Mittlerweile wurde die countryorientierte Songwriterin für ihr Werk mit drei Grammys bedacht. In den USA ist sie eine Hausnummer, aber in Deutschland ist sie noch nicht so richtig angekommen.
Schade, denn ihre Lieder und ihre Stimme haben was – allerdings auch die Eigenschaft, dass sie kaum beim ersten Hören so richtig Eindruck hinterlassen. So ist das auch bei „All Fall Down“ (Nonesuch/Warner), ihrem demnächst erscheinenden neunten Studioalbum.
Stimmliche Macht im Rücken
Die 56-Jährige hat diesmal alles um sich versammelt, was in der Americana-Szene Rang und Namen hat. Allen voran ihren alten Kumpel, den grandiosen Gitarristen Buddy Miller, in dessen Studio in Nashville die elf Songs entstanden.
Doch auch Bill Frisell zupfte gewohnt erlesen und songdienlich die Saiten für Frau Colvin, dazu kommen Jakob Dylan und der Bluegrass-Wunderfiddler Stuart Duncan. Und wenn man dann noch eine Backgroundmacht im Rücken hat, die aus Stimmgiganten wie Alison Krauss, Emmylou Harris, Mary Chapin Carpenter und Julie Miller besteht, hat der Freund der Americana-Musik keine Fragen mehr. Das ist die pure Inbrunst, man lausche nur einer Perle wie „Up On That Hill“.
Ihre neuen Lieder, sagt Colvin, handeln von „Verlust und Erlösung“. Die Musik malt im Kopf des Hörers Bilder von verdorrten Büschen, die durch verlassene Siedlungen wehen, von dunklen Abendstimmungen. Düster und gedämpft geht’s zu, kaum einmal nimmt sie Tempo auf. Der einzige Makel dieser CD.