Köln. . WDR-Intendantin Monika Piel bleibt bis 2019 an der Spitze der größten ARD-Senderanstalt. Die 61-Jährige wurde vom Rundfunkrat mit einer großen Mehrheit für eine zweite Amtszeit gewählt. Es gab 34 Ja-Stimmen und 7 Nein-Stimmen. Zwei Mitglieder enthielten sich. Kritiker bemängeln, Piel sei kein Kommunikationstalent.

Die Erwartungen waren groß. Als Monika Piel 2007 zur WDR-Intendantin gewählt wurde, war sie die erste Frau an der Spitze der größten ARD-Anstalt. Im Januar 2011 rückte die 61-jährige Rheinländerin gar zur ARD-Vorsitzenden auf – wieder als erste Frau. Heute wurde Monika Piel als WDR-Intendantin wiedergewählt, mit 37 Ja- und sieben Nein-Stimmen bei zwei Enthaltungen. Piel hatte keinen Gegenkandidaten. Dennoch gärt Unmut.

Obwohl es in Piels Amtszeit keine Skandale gab, verdunkeln zwei Punkte ihre Bilanz: das Gottschalk-Desaster im ARD-Vorabend und die Reform der Kulturwelle WDR 3. Selbst wer’s gut meint mit ihr, sagt: „Monika Piel ist unter ihren Möglichkeiten geblieben.“

Fakt ist: Monika Piel hatte sich dafür stark gemacht, Thomas Gottschalk vom Zweiten zum Ersten zu lotsen. Ihre Rechnung: Großer Name bringt große Quote. Allein, sie irrte. Das Publikum meidet „Gottschalk Live“, als sei die Sendung eine ansteckende Krankheit. Gottlob gibt es auch eine gute Nachricht: Das Abenteuer Gottschalk endet in Kürze vorerst. Dennoch geht Gottschalks Verpflichtung keineswegs allein auf Piels Konto. Die Entscheidung wurde von der neunköpfigen ARD-Intendantenschar abgesegnet.

Minus-Punkte machte Piel bei Teilen des Publikums auch mit dem geplanten Umbau von WDR 3. Kritiker wie die „Radioretter“ befürchten eine Verflachung des bisher hochwertigen und damit teureren Programms für eine kleine, feine Hörerschaft. Die Initiative erhielt wachsende Zustimmung in der Öffentlichkeit. Mehr als 18 000 Unterstützer für ein Nischenprogramm sind ungewöhnlich viel. Selbst der Rundfunkrat war alarmiert. Bisher stand Hörfunk-Chef Wolfgang Schmitz allerdings allein in der Bütt; seine Chefin hielt sich vornehm zurück.

Eine Mauer des Schweigens errichtet

Wenig Glück hatte die ARD-Vorsitzende auch bei den Verhandlungen mit den Zeitungsverlegern. Die Branche sieht die App der „Tagesschau“ für Smart-Phones als zu presselastig – und damit als gebührenfinanzierte Konkurrenz für die werbefinanzierten Angebote der Zeitungen. Ein Kompromiss schien im Spätwinter zum Greifen nah. Davon ist längst keine Rede mehr. Stattdessen steht ein Gerichtstermin an.

Wo hakt es? Die Intendantin, sagen viele Mitarbeiter, habe eine Mauer des Schweigens errichtet. Auch im Rundfunkrat herrscht keineswegs pure Begeisterung über Piel. Gespräche, heißt es, seien „konstruktiv“. Auch außerhalb des WDR heißt es oft, Piel sei kein Kommunikationstalent. Nur wenige attestieren Piel Charme.

Zugleich heißt es allerorten, der Sender-Chefin fehle Durchsetzungskraft. Bei der Diskussion um einen öffentlich-rechtlichen Jugendkanal nutzte SWR-Chef Peter Boudgoust die Chance, sich zu profilieren. Im Fall Gottschalk verortete der WDR Querschüsse aus der Programm-Direktion.

Dennoch sah der Rundfunkrat keine Alternative zu Piel – auch wenn die Piraten im Landtag genau dies „massiv“ kritisieren. Innerhalb der nächsten drei Jahre müssen die Führungsposten im WDR neu besetzt werden; lediglich Justiziarin Eva Michel bleibt. Und Piel? Zuletzt kursierten Gerüchte, die Sender-Chefin wolle die zweite Amtszeit nicht komplett ausfüllen. Sollte das stimmen, hat die Nachfolge-Debatte schon begonnen.