Duisburg. In seinem Puppentheater kann Mario Klimek seine Talente verwirklichen. Dabei war dieser Berufsweg nicht für ihn vorgezeichnet: Nach der Bundeswehrzeit absolvierte er zuerst eine kaufmännische Ausbildung - bis ihn ein Freund mit dem Straßentheater bekannt machte.
„Im Nachhinein passt alles zusammen”, sagt Mario Klimek aus Großenbaum. Der 51-Jährige ist seit 23 Jahren Puppenspieler. Dabei kann er seine verschiedenen Talente gut einbringen, hat es aber mit einem immer problematischeren Publikum und einem immer schwieriger werdenden Markt zu tun.
"Straßentheater laugt aus"
„Ich habe schon als Jugendlicher viel gemacht”, sagt der Absolvent des Mannesmann- Gymnasiums: Jugendarbeit, Tanztheater und Gitarrenspiel. Und: „Ich hatte immer den Wunsch, etwas selbstständig zu machen.” Was, das wusste er lange nicht. So absolvierte er nach der Bundeswehr eine kaufmännische Ausbildung. „Es war eine gute Realitätserfahrung”, sagt er heute. In der Schule hätten Argumente gezählt, im Betrieb der längere Arm. Ein Freund brachte ihn 1986 mit einem Straßentheater-Marionettenspieler zusammen. „Ich hab’ es mal ausprobiert, am Wochenende. Nach anderthalb Jahren hatte ich so viele Fest-Engagements, dass ich davon leben konnte.” Klimek trat in Hotels, auf Messen, in Kindergärten und bei Stadtteilfesten auf, hatte bis zu 140 Auftritte im Jahr - im ganzen Bundesgebiet. Allerdings verlegte er sich 1991 vom Straßentheater mit Marionetten auf das Spiel mit Tischfiguren. „Straßentheater kann man nicht lange machen. Das laugt total aus”, erzählt er.
Mario Klimek setzt an seine Inszenierungen hohe Ansprüche. „Da ist alles drin, was ich immer schon gerne gemacht habe.” Er baut die Elektronik für Bühnenbeleuchtung und Kulissensteuerung, schreinert die Puppen selbst, bemalt sie und die Kulissen. Und er schneidet die bei einem Komponisten in Auftrag gegebene Musik passgenau am Computer zusammen. Zur Zeit feilt er in seiner Werkstatt in der Innenstadt an einer besseren Arbeitsbeleuchtung für die Kulisse seines neuesten Stücks ”Die Glücksfee”. Kinder von drei bis neun Jahren und ihre erwachsenen Begleiter sind sein Publikum. Ihnen führt er bei einer Aufführung bis zu 25 verschiedene Figuren vor.
"Kinder sind ein schwieriges Publikum"
„Es gibt bei mir keine Brüllerei”, sagt der Künstler. „Ich liebe es, wenn man auch mal eine Stecknadel fallen hört.” Aber genau das ist das Problem. Anspruchsvolle Inszenierungen seien immer weniger durchsetzbar. Die Angebote müssten schon auf Dreijährige zugeschnitten sein, dürften auch Erwachsene nicht langweilen. „Kinder sind ein schwieriges Publikum”, so seine Erfahrung. „Sie sind spontan, höflichkeitsfrei und wenn drei Sekunden lang nichts Spannendes kommt, driften sie schon ab.” Und dann seien da auch noch die Eltern, die ihren Ein- bis Zweijährigen etwas bieten wollten. DieKleinen aber würden oft dazwischen quatschen und den Aufbau von Spannung, wie ihn längere Pausen (fünf Sekunden) ermöglichten, zerstören. Klimek: „Es ist schwierig, Verständnis für die Alterbeschränkung zu finden”. Ältere Kinder könnten zwar auch anstrengend sein. Aber die könne er von der Bühne aus steuern. Bei Kleinkindern klappe das nicht.
Folglich kann Mario Klimek seine Stücke immer schwerer verkaufen. Die Hälfte seiner Arbeitszeit verbringt er schon damit. „Stücke für Kinder ab sechs Jahren nimmt zur Zeit keiner”, sagt er. Und so könne er heute über 70 Gastspiele im Jahr froh sein, meist in Büchereien, Jugendzentren und Bürgerhäusern.
Fotostrecke: Freud und Leid des Puppenspiels