Essen. . Der Schotte Martin Walker schreibt Krimis, die auch Geheimnisse der französischen Küche lüften

Der Mensch ist, was er isst; heute geht der Trend zum Bewusst-, wenn nicht gar Besser-Esser. Vielleicht deshalb erlangen die Krimis des Schotten Martin Walker, die mit den Gerüchen und Genüssen der französischen Provinz Périgord parfümiert sind, stets zuverlässig Bestseller-Status. Schon zum vierten Mal stößt Wahl-Franzose Walker seinen „Chef de police“ Bruno hinein in einen verbrecherischen Reigen, den man dem so beschaulichen wie fiktiven Ort Saint-Denis kaum zugetraut hätte.

Wobei das Böse selbstredend von außen in die Idylle dringt, meistenteils jedenfalls. Wie immer lotet Walker, lange Jahre politischer Journalist in Washington, geschickt aus, welche Knotenpunkte internationaler und geschichtlicher Verflechtungen in der Provinz wohl zu verorten seien. Das führte seine Leser zuletzt nahe heran an die französische Kriegsveteranen-Szene, die Sündenfälle der weltweiten Weinbau-Industrie oder Bandenkriege zwischen Vietnamesen und Chinesen.

Diesmal durchleuchtet Walker die Strukturen der baskischen Terrorgruppe ETA. Für Bruno gilt es, ein spanisch-französisches Gipfeltreffen vor Anschlägen zu schützen; zugleich findet sich bei archäologischen Ausgrabungen ein Skelett, das untypischerweise eine Swatch-Uhr trägt. Als wäre dies nicht genug, retten die Studenten aus dem Archäologen-Team des nachts Gänse vor dem Schicksal einer Stopfleber – und stürzen so zugleich die lokalen Kleinbauern in Existenznöte.

Ein Fest für Gourmets

Alles ist also mit allem verbunden und das Böse nicht so einfach zu erkennen. Die Würze in diesem handwerklich routiniert zubereiteten Krimiplot liefern vor allem Brunos kulinarische und emotionale Eskapaden: Ganz neue Rezepte für „foie gras“ gilt es zu entdecken – und ein Beziehungsdreieck zu ergründen, in dem Bruno zwischen der selbstbewusst-unterkühlten Gutsbesitzerin Pamela und der Pariser Karriere-Kriminalistin Isabell steht. Dass Walker dieses Dreieck nun über drei Bände sorgfältig angelegt hat und im vierten auch nicht ansatzweise auflöst, ist der wohl sicherste Hinweis, dass er seinem lebensfrohen Junggesellen Bruno eine lange Karriere zu schenken gedenkt. Worauf die Gourmets unter den Krimi-Konsumenten mit einem schönen Glas Roten anstoßen dürften!

Martin Walker: Delikatessen. Diogenes, 402 S., 22,90 €