Duisburg. “Langsam werd´ ich ungemütlich“ heißt das mit dem Kabarettpreis prämierte Programm von Stefan Waghubinger, dass nicht gänzlich unumstritten gewann. Erstmalig durfte das Publikum nur bei den Vorrunden über die Sieger mitbestimmen, was zu lautstarken Protesten führte.

Mit dem Auto war Stefan Waghubinger nach Duisburg gekommen, allein. Auf der Heimfahrt nach Stuttgart am späten Sonntagabend dann hatte er einen begehrten Beifahrer: Ordnungsgemäß angeschnallt saß neben ihm das „Schwarze Schaf vom Niederrhein“ – jene Trophäe, die sich Waghubinger mit seinem Sieg im gleichnamigen Kabarettwettbewerb redlich verdient hatte. Die Entscheidung der Jury um den prominenten Gastjuror Dieter Moor allerdings war nicht unumstritten.

Zerknirscht schaut Waghubinger drein, wie er da auf seinem Barhocker sitzt, ganz allein auf der Bühne. Verunsichert, beinahe hilflos wirkt er. Doch seine Geschichten sprechen eine völlig andere Sprache, als kämen sie nicht aus dem Mund des Mannes, der so monoton vor sich hinredet: „Es war ja ihr Geburtstag, da musste ich ihr ja etwas schenken“, murmelt der Kabarettist. „Also nachträglich, sie hatte mir extra einen Zettel hingelegt. Da habe ich ihr eine Schönheits-OP geschenkt.“

Böser, schwarzer Humor

„Langsam werd’ ich ungemütlich“ heißt das Soloprogramm, in dem Stefan Waghubinger mit abgründigen Gedanken und schwarzem Humor jongliert, dabei aber wirkt, als sei er die Unschuld in Person. Es ist eine Kunstfigur, die aus Waghubinger spricht, die ihm hilft, seine düsteren Gedanken sympathisch rüberzubringen. „Diesen bösen, schwarzen Humor, den fängt meine Bühnenrolle auf“, erklärt der Preisträger nach seinem Sieg.

Finale vom Schwarzen Schaf

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Vielleicht ist es der Zustand seiner Figur, ihre gesellschaftliche Verwerflichkeit, die Waghubinger am Ende den Titel des schwarzen Schafs beschert. „In einer berauschenden Weise steigert er sich in sie hinein“, lobt der als Autor und TV-Moderator bekannte Juryvorsitz Moor. „Er setzt nicht zwanghaft auf die Pointe, sondern die Figur und ihr gesellschaftlicher Zustand selbst sind die Pointe.“

Dem Publikum fehlte die Demokratie

Eine Meinung, die viele im Auditorium teilen – aber nicht alle. „Uns als Publikum fehlte heute die Demokratie“, beschwert sich ein Zuschauer lauthals nach der Preisverleihung und erntet dafür zaghaften Applaus. Eine Anspielung auf die geänderten Regeln des Kabarettwettbewerbs, in dem das Publikum erstmals nur bei den Vorrunden über die Sieger mitbestimmen durfte – nicht aber beim Finale. Geschickt geht Moor darauf ein und verkündet, eine Jury-Entscheidung sei immer unfair. „Auch, wenn das Publikum sie trifft.“

Waghubingers vier Konkurrenten im Rennen ums „Schaf“ hatten allesamt ihre Momente. Vor allem der junge Michael Feindler entzückt mit unterhaltsamen Gitarrenliedern und nachdenklichen Gedichten: „Wir sind die vernetzte Generation, sich zu treffen könnte nicht leichter sein. Doch trotz all der Kommunikation, fühlen wir uns doch allein.“

Fortbestand ist gesichert

Feindler (Jahrgang 89) wird am Ende Dritter und wirkt enttäuscht, auch der Applaus des Auditoriums für seinen Favoriten (zu hören am lautesten Klatschen) vermag ihn nicht zu entschädigen. Zweiter wird Michael Schreckenberg, der in seinen polit-kabarettistischen Vorträgen viele Spitzen setzt. Amy Hartmann und Rüdiger Höfken gehen leer aus.

Der Fortbestand der Veranstaltung ist unterdessen gesichert: „Wir werden das schwarze Schaf in den kommenden sechs Jahren mit 800.000 Euro unterstützen“, verkündet Rüdiger Frohn von der Mercator-Stiftung.