Essen. . Der neue Kinofilm „My Week With Marilyn“ von Simon Curtis nähert sich dem Mythos Marilyn Monroe. Doch trotz der starken Hauptdarstellerin Michelle Williams bleibt der Film mäßig.
Manchmal schafft es die Magie des Kinos, dass Zeitebenen sich zu überschneiden scheinen. Dass die Handlung eines Films sich plötzlich wie deckungsgleich zeigt mit dem Erscheinungsbild eines Films und dessen Entstehung.
Nehmen wir die britische Produktion „My Week With Marilyn“: Sie erzählt von dem Hollywood-Star Marilyn Monroe, der 1957 nach England einfliegt, um dort unter der Regie von Sir Laurence Olivier die Komödie „Der Prinz und die Tänzerin“ zu drehen. Der mag ein Gott des Theaters sein, als Filmregisseur hat er jedoch wenig Erfahrung und steht der Unpünktlichkeit, der Unsicherheit und den Launen der Monroe hilflos gegenüber. Doch wer sich heute überhaupt noch an den Film erinnert, der erinnert sich vor allem an den Charme und die Schlagfertigkeit eines Revue-Girls, gespielt von dieser blonden Sexgöttin aus einer fernen Traumfabrik.
Mehr als ein halbes Jahrhundert später fliegt Michelle Williams aus den USA nach England, um dort die Monroe zu spielen in einem Film, der von den Dreharbeiten zu „The Prince and the Showgirl“ erzählen soll. Williams umgibt längst nicht der Glamour jener Figur, die sie hier verkörpern soll, aber diese kleine Person hat bereits zwei Oscar-Nominierungen („Brokeback Mountain“, „Blue Valentine“) im Gepäck. Dass die Monroe-Rolle ihr eine dritte einbringt, geschieht zwangsläufig: Wer sich irgendwann an „My Week With Marilyn“ erinnern sollte, der wird diese Schauspielerin vor sich sehen, die in dem eher durchschnittlichen Film des wenig inspirierten Regisseurs Simon Curtis derart funkelt und strahlt, dass man trotz des Größenunterschieds tatsächlich meint, Marilyn wahrhaftig vor sich zu sehen.
Ein blasser Typ als Dreh- und Angelpunkt
Der falsche Ansatz des Films zeigt sich schon darin, den eher farblosen Colin Clark (Eddie Redmayne) zum Dreh- und Angelpunkt zu machen. Nach dessen Erinnerungen ist das Drehbuch zwar entstanden, trotzdem bleibt dieser Sohn aus gutem Hause die blasseste Figur inmitten eines Pulks von sehr viel interessanteren Charakteren. Dass er überhaupt vorhanden ist, liegt an der verzweifelten Liebe dieses Jünglings zur Kunst, die ihm schließlich die Anstellung als dritter Regieassistent der Produktion eingebracht hat, die höfliche Umschreibung für einen besseren Laufburschen. Ausgerechnet in ihm jedoch sieht die von Selbstzweifeln geplagte und mit zu vielen Tabletten gefütterte Diva einen Freund und Verbündeten. Zumal auch ihre Ehe mit Arthur Miller (Dougray Scott) kriselt und der Gatte nach Paris abgereist ist. Während der Drehpausen wird nun Colin ihr Unterhalter, ihr Reiseführer, ihre Schulter zum Anlehnen. Ob da möglicherweise noch mehr Körperkontakt war zwischen beiden, bleibt Objekt der Spekulation, scheint aber eher unwahrscheinlich.
Es tröpfelt leider dahin
Bei all dem tröpfelt der Film eher dahin, als dass er einen mitreißen würde. Colins Freundin, die Garderobiere Lucy (immerhin: Emma Watson), wird dabei irgendwann einfach vergessen und taucht erst gegen Schluss wieder auf. Ähnlich ergeht es Judi Dench, die in der Rolle der Schauspielerin Sibyl Thorndike immer nur gelegentlich am Set auftauchen darf. Einzig Kenneth Branagh versucht in der fragilen Struktur des Drehbuchs, aus seinem Laurence Olivier einen wirklichen Charakter aufscheinen zu lassen – einen Mann, der in Wutanfällen und Verzweiflung über seinen Star nur die eigene Faszination für diese Frau zu kompensieren versucht. Ehefrau Vivien Leigh (Julia Ormond) hat das längst begriffen.
Was bleibt ist Michelle Williams. Obwohl die Monroe hier nur in der Außensicht gezeigt wird, schafft sie es doch hinreißend klar, uns das Drama einer Frau zu vermitteln, die auch inmitten von so vielen Menschen ganz furchtbar allein scheint.