Essen. . „Kirche von unten“: Deutsche Bischöfe boykottieren Aufnahme von Texten des niederländischen Dichters und Theologen Huub Oosterhuis in die Neuauflage des katholischen Gesangbuchs. Denn Oosterhuis hatte das Priesteramt aufgegeben und geheiratet.

Millionenfach werden an diesem Wochenende Katholiken in Deutschland zum Gotteslob greifen, um ein kräftiges Halleluja oder Oster-Klassiker wie „Das Grab ist leer“ anzustimmen. Doch sie halten ein Auslaufmodell in den Händen: Ende 2013 soll der Nachfolger des 1975 aufgelegten Liederbuchs in die Kirchen kommen – doch über dessen Inhalt gibt es jetzt schon Streit.

Es geht um den niederländischen Dichter Huub Oosterhuis (78). Das aktuelle Gotteslob enthält sechs Lieder mit Texten von ihm. Diese drücken einerseits große Glaubensstärke aus („Herr, unser Herr, wie bist du zugegen“). Andererseits sprechen sie in für das Gotteslob ungewöhnlich deutlicher Form von Glaubenzweifeln („Ich steh vor dir mit leeren Händen Herr“).

Diese und andere Oosterhuis-Texte sollen im neuen Gotteslob nicht mehr enthalten sein, berichtet die kirchenkritische Initiative „Kirche von unten“ (IKVU). Weil Oosterhuis 1969 den Jesuitenorden verlassen, das Priesteramt aufgegeben und geheiratet habe, sperre sich eine „konservative Minderheit“ in der Deutschen Bischofskonferenz gegen ihn, so IKVU-Bundesgeschäftsführer Bernd Hans Göhring. Der für das neue Gotteslob zuständige Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann habe mit dem Kölner Kardinal Joachim Meisner eine Vorlage des Gotteslob-Entwurfs in Rom arrangiert, dort werde „der ,abtrünnige Priester’ natürlich durchfallen“, so Göhring.

In der Tat ist Oosterhuis zumindest in den Niederlanden nicht unumstritten. 2010 wurden einige seiner Lieder in den Bistümern Utrecht und s’Hertogenbosch als „als ungeeignet für den Gottesdienst“ befunden. Ob sich Oosterhuis-Lieder im neuen Gotteslob finden, ließ Bischof Hofmann auf NRZ-Anfrage offen.

Er betonte aber, die Abstimmung der Texte mit Rom sei von der gesamten Deutschen Bischofskonferenz veranlasst worden, nicht etwa „von mir allein“. Noch sei diese Abstimmung nicht abgeschlossen. Aussagen über Lieder, die danach wegfallen sollen, seien „reine Spekulation“, so Hoffmann.