Duisburg.. Per Kirkeby ist der berühmteste lebende Maler Dänemarks und ein echtes Universalgenie. Das Duisburger Museum Küppersmühle hat dem Maler, Forscher, Bildhauer und Poeten jetzt eine feine, vielschichtige Schau ausgerichtet.

Alt zu sein, hat Per Kirkeby einmal gesagt, das heißt auch, dass man eine gewisse Freiheit hat. Beispielsweise die, auf all die modernen Strömungen und Impulse, auf die Kursschwankungen des Marktes und die Macht der Marke nun endgültig zu pfeifen, und sich noch einmal mit aller Farbenlust und Sinnenfreude in den eigenen, von bekannten und bewährten Stil-Elementen übervollen Kirkeby-Kosmos zu stürzen.

Das Ergebnis zeigt nun eine feine, vielschichtige Ausstellung, die das Duisburger Museum Küppersmühle Dänemarks berühmtesten lebenden Maler mit mehr als 200 Arbeiten ausgerichtet hat. Dass die Ausstellungs-Eröffnung am Donnerstagabend sogar mit einem Besuch der dänischen Prinzessin Benedikte geadelt wurde, zeigt den Stellenwert, den Kirkeby nicht nur im eigenen Lande hat.

73 Jahre ist er inzwischen, hat das vielfach ausgerufene Ende der Malerei und zuletzt einen Schlaganfall überstanden und atmet doch gerade in seinen jüngeren Werken eine Leuchtkraft und Energie, dass man diese manchmal farbexplosive Ausstellung wie eine Frischzellenkur gegen frühjahrsmüde Blicke verstehen kann. Da begrüßen einen die Di Bezzo-Bilder von 2011 mit der Vitalität eines südländischen Sommermorgens und bilden einen sinnlichen Kon-trast zum stumpfen „Origines“ von 1986 in seiner erdhaft-düsteren Suggestivität.

Wie sich die Frische des Spätwerks in den Farben der frühen Arbeiten wiederfindet, wie manche Zeichnungen aus den 70ern wie eine Vorstudie für diese wild wuchernden, organischen Farbpflanzräume in Schlickgrün und Sumpfbraun wirken, all das zeigt die in stimmungsvolle Farb- und Themenräume unterteilte Schau mit jener Begeisterung, die Küppersmühle-Chef Walter Smerling schon seit Jahrzehnten für den Dänen zeigt.

Ein Maler, Poet, Bildhauer und Geologe

Deshalb hat ihn die große Kirkeby-Präsenz -- die Brüssel gerade mit einer Retrospektive unterstreicht und Düsseldorf erst vor zweieinhalb Jahren in Kombination mit dem Alpin-Maler Caspar Wolf gefeiert hat – auch nicht von seiner Verneigung abgehalten. Zu Recht, denn diese von Siegfried Gohr kundig kuratierte Ausstellung kann den skandinavischen Universalkünstler mit Arbeiten präsentieren, die bislang noch nie außerhalb Dänemarks zu sehen waren.

Da sind die frühen Collagen aus den 60ern, mit denen sich Kirkeby wie so viele Künstler der damaligen Zeit in der Tradition der Pop Art bewegt und auf Zeitschriftenmaterial und Werbeschnipsel zurückgreift. Nicht fehlten dürfen die Masonit-Tafeln, diese 1,22 mal 1,22 Meter großen Malgründe aus dem Baumarkt, die Kirkeby für sich entdeckt, als der Abgesang auf die Malerei besonders dröhnend durch die Ausstellungshallen und Akademiesäle hallte. Was diesmal fehlt, sind die Ziegelskulpturen, die lange sein Markenzeichen waren. Dafür sieht man eine reiche Auswahl an Filmen, Plakaten und Büchern, die zum Gesamtwerk des Dänen gehören, der ja nicht nur einer der ganz großen Künstler seiner Zeit ist, ein Poet dazu und Bildhauer natürlich, sondern auch ein promovierter Geologe und Grönland-Forscher.

Klüfte und Schichten

Wer will, sieht in den expressiven Farbkaskaden, den mäandernden Linien und schrundigen Oberflächen denn auch eine organische Welt voller Klüfte und Schichten. Genauso wie Kirkebys naturhaft gewachsene Skulpturen die Erinnerung an Rodin wachrufen. Man kann sich aber genau so gut auf die reine Lust am Malprozess einlassen.