Dortmund. . Er ist der Mann mit dem Hut und setzt ihn auch nicht ab beim Treffen. Roger Cicero ist auch mit seinem neuen Album „In diesem Moment“ wieder in den Charts. Am 22. Februar startet er seine Tour in Timmendorf, am 25. ist er in Dortmund. Ein Gespräch mit dem Sänger über Klischees, Klavierunterricht und Kinder.

Der Mann arbeitet konsequent an seinem Bild. Nie oben ohne. Weder dem Klischee des Frauenverstehers noch dem Ruf des Machos widersprechen. Nur nicht zu viele Ecken und Kanten zeigen. Lieber von seinem Faible für Yoga reden. Der Erfolg gibt Roger Cicero recht: Auch mit seinem aktuellen Album „In diesem Moment“ hat es der 41-jährige Sänger wieder in die Charts geschafft. Auf seiner Tour präsentiert sich der mittlerweile ins Soulpopfach gewechselte Jazz- und Swingmusiker in den großen Sälen und Hallen Deutschlands – in Dortmund gastiert er am 25. Februar in der Westfalenhalle. Zum Interview erscheint Cicero natürlich mit Kopfbedeckung. Und denkt auch im Gespräch mit Christoph Forsthoff nicht daran, die Schiebermütze abzulegen.

Hat Ihre Mutter versäumt, Ihnen beizubringen, dass man in Gesellschaft seine Kopfbedeckung abnimmt?

Roger Cicero (lacht): Nein, das hat sie weder versäumt, noch habe ich es ignoriert. Das war einfach nie Thema.

Sie betrachten es also als überholt, wenn Ihr Gegenüber diese Geste der Höflichkeit von Ihnen erwartet?

Roger Cicero: Das weiß ich nicht. Aber es gibt ganz sicherlich vieles, das ehemals als gute Erziehung galt und das heute nicht mehr zeitgemäß ist.

Das Comeback der Schiebermütze, so war zu lesen, sei verbunden mit einer gewissen melancholischen Nostalgie – allerdings sollte man vermeiden, diese als Museumsstück zu tragen…

Roger Cicero: Das habe ich nicht mitbekommen – was aber auch ganz gut ist, denn wenn ich alles lesen müsste, was über mich geschrieben wird, hätte ich keine Zeit mehr, andere Sachen zu machen.

Haben Sie einen Hang zur Nostalgie?

Roger Cicero: Nein, denn ich finde es eine sehr aufregende Zeit, die ich gerade durchlebe. Ich bin ein bodenständiger Mensch, versuche im Heute zu bleiben und mich dahin auszurichten.

Das klingt weder nach dem Frauenversteher noch nach dem Macho, um mal zwei Klischees von Männern zu nennen, die gern im Zusammenhang mit Ihren Liedern bemüht werden – was für ein Typ Mann sind Sie denn im normalen Leben?

Roger Cicero: Klar gibt es solche Klischees, die natürlich auch in gewissen Erfahrungen begründet sind. Aber es wird schwierig sein, jeden Mann in irgendeine Schublade zu packen, die komplett passt. Insofern würde ich mich auch eher als einen Mann mit verschiedenen Facetten sehen.

Packen Sie denn zuhause mit an?

Roger Cicero: Das mache ich schon. Wenn ich denn da bin, erwarte ich keineswegs, dass sich das alles von selbst aufräumt, von selbst gekocht oder eingekauft wird.

Und dann kümmern Sie sich sicherlich auch um Ihren dreijährigen Sohn Louis – was zeichnet einen guten Vater aus?

Roger Cicero: Ich denke, einen guten Vater zeichnet aus, dass er sich, wenn er da ist, auch wirklich Zeit nimmt und präsent ist.

Sie selbst haben ja bereits als Vierjähriger Klavierunterricht bekommen – steht das bei Louis auch an?

Roger Cicero: Auf keinen Fall! Ich habe ja mit fünf schon wieder aufgehört aus Mangel an Begeisterung – und dann wollte ich auch erstmal lange nichts mehr mit Musik zu tun haben. Erst mit zehn Jahren habe ich dann mit Gitarre angefangen.

Derzeit läuft ja gerade wieder eine neue Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ – würden Sie Ihren Sohn später davon abhalten, bei einer Sendung wie DSDS mitzumachen?

Roger Cicero: Ja, ich würde ihm abraten. Wenn man wirklich den Wunsch hat, Musik als Beruf auszuüben, ist das keine Sendung, die einem wirklich hilft geschweige denn ausbildet.

Nicht nur dort werden Worte wie Star oder auch Superstar geradezu inflationär verwandt – was macht für Sie einen Star aus?

Roger Cicero: Das sind Leute mit einem großen Maß an Charisma – und auch immer Menschen, die ihren Beruf wirklich beherrschen.

Und was macht einen dann zum Superstar?

Roger Cicero: Der Bekanntheitsgrad. Ein Star ist in seiner Heimat und vielleicht noch in den angrenzenden Nachbarländern bekannt, ein Superstar international – und wer weltweit bekannt ist, ist dann ein Megastar… irgendwelche Steigerungen brauchen wir ja.

Haben Sie Ambitionen, ein Superstar zu werden?

Roger Cicero: Mit deutschsprachiger Musik ist es schwierig, international wirklich bekannt zu werden – und ob ich den Ehrgeiz habe? Klar würde mich das freuen, auch international unterwegs zu sein. Doch es ist keineswegs selbstverständlich, dass Künstler, die in einem Land großen Erfolg haben, auch in anderen Ländern funktionieren.

Ein Superstar ist zweifellos Prince – ein Künstler, den auch Sie sehr verehren. Was hat er, das Sie nicht haben?

Roger Cicero: Er ist in allem nahezu perfekt und vereint sehr viele Berufe in einer Person. Er ist ein Ausnahmesänger, ein Ausnahme-Songschreiber, ein Ausnahmegitarrist; er ist Produzent, Performer, Tänzer – und all das mit einer unglaublichen Perfektion. Er ist eines der wenigen, lebenden Genies, die wir in der Musikbranche haben – ich würde mich nicht als Musikgenie bezeichnen.