Essen. . Der TV- und Boulevard-Schauspieler Walter Giller ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Seine große Zeit auf der Kino-Leinwand war in den 1950er und -60er Jahren. Den Ruf des ewigen Lausbuben hatte er bis zum Schluss. Beim Blick auf seine Film-Biografie sagte Giller stets: “Ich hab' viel Schrott gemacht“.

Sein lausbübisches Lächeln wird man in Erinnerung behalten. Den schlaksigen Auftritt und seinen etwas schnoddrigen Ton. Netter Kerl, würden die meisten sagen, wenn man sie nach Walter Giller fragte. Ein Publikumsliebling eben. Und natürlich untrennbar verbunden mit Nadja Tiller, mit der er 55 Jahre lang verheiratet war. Jetzt ist sie ohne ihn in der Hamburger Seniorenresidenz, in der sie seit 2008 gemeinsam lebten: Der Schauspieler Walter Giller, vor 84 Jahren in Recklinghausen geboren, erlag am Donnerstagabend einem langen Krebsleiden. Das einstige Traumpaar des deutschen Films hat einen Sohn (47) und eine Tochter (52).

In mehr als 80 Filmproduktionen erlebten ihn die Deutschen. „Ich hab’ viel Schrott gemacht“, räumte er stets ein, und lag damit keineswegs falsch. In den Nachkriegswehen der 50er Jahre produzierte der deutsche Film Heile-Welt-Lustspiele im Dutzend, und Giller, dieser schüchtern bis tapsig daherkommende Bursche wirkte wie der Idealtyp des netten Manns von nebenan. Schnell klebte das Image an ihm, und zumindest kommerziell betrachtet, lebte er nicht schlecht damit.

Walter Giller war ein Leinwand-Star in den 1950ern

"Peter Voss, der Millionendieb“ oder „Drei Mann in einem Boot“ gehörten noch zu den besseren Produktionen. Aber Giller tauchte auch in Filmen auf, deren Titel nicht vieler Fragen offen ließen: „Wildwest in Oberbayern“, „Schlagerparade“ oder „Schwarzwaldmelodie“. 1956 brachte er es auf rekordverdächtige zehn Spielfilme, darunter die unverwüstliche Klamotte „Charleys Tante“ . Ein paar Krimis in den 60ern und einige aus­gesprochen schlichte Pauker-Streifen findet man in seiner Filmbiographie, nichts, was man sich merken müsste. An den Hamburger Kammerspielen hatte Giller sein Handwerk gelernt, aber so gut wie kein Regisseur gab ihm die Gelegenheit, seine durchaus vorhandenen darstellerischen Fähigkeiten zu entfalten.

Und doch verdiente er sich mit einer glänzenden Leistung 1960 den Deutschen Filmpreis: als Gefreiter Rudi Kleinschmidt an der Seite von Martin Held in Wolfgang Staudte Meisterstück „Rosen für den Staatsanwalt“, einer bitter-ironischen Abrechnung mit der deutschen Verdrängung der faschistischen Vergangenheit. Zwei Jahre später gewann Walter Giller den Preis noch einmal, für seine Rolle als Ostberliner Lastwagenfahrer in der Romanze „Zwei unter Millionen“, unter anderem mit Hardy Krüger. In Helmut Käutners „Hauptmann von Köpenick“ war es freilich unmöglich, Heinz Rühmann auszustechen, aber auch hier zeigte Giller 1956 schauspielerische Qualität.

Paraderolle in Sketchen als Betrunkener

Kein Wunder, dass sich das Fernsehen schnell in einen Typ wie Giller verliebte, ihn in seichten Serien wie „Locker vom Hocker“ auf Sendung schickte oder immer wieder als Showgast vereinnahmte. Giller blieb sich und dem Bild des heiteren Gesellen, das die Nation von ihm hatte, stets treu und bürstete es nicht gegen den Strich. Unvergessen immerhin sind seine Sketche mit dem genialen Peter Frankenfeld, beide als vollgesoffene Kneipenbesucher.

Auch im Boulevardtheater fand Giller ein passendes Umfeld. „Mein Freund Harvey“, im Kino ein Fall für James Stewart, wurde seine Paraderolle auf der Bühne. Und in Neil Simons köstlicher Komödie „Plaza Suite“ war er 600 Mal an der Seite seiner Frau Nadja Tiller zu sehen.

Den Bambi und das Bundesverdienstkreuz erhielten sie gemeinsam, und vor ein paar Jahren tingelten sie durch Talkrunden, in denen sie ihren bevorstehenden Umzug in ein Seniorenheim ankündigten. Es war ein sympathischer, ein versöhnlicher Rückzug aus der Öffentlichkeit.