Düsseldorf. . Vor acht Wochen hat sie ihr viertes Kind auf die Welt gebracht. Jetzt stand Ute Lemper schon wieder auf der Bühne. Die Fans waren hingerissen von „La Lemper“.

„La Lemper“, wie man sie in Paris nannte, ist zurück! Ute Lemper, deren Weltkarriere von Düsseldorf über Paris nach New York führte, ist zwar nur auf Stippvisite in Deutschland. Doch die Diva zeigt es all denen, die unken, es stehe nicht gut um den einstigen Musicalstar. Die Stimme von Ute Lemper, die vor 25 Jahren als Sally Bowles in der Jerôme Savarys „Cabaret“ zuerst in Düsseldorf, dann in Paris als neudeutsche Diva umjubelt wurde, hat sich kaum verändert. Davon und von ihrem bravourösen Showtalent überzeugte sie jetzt bei ihrem Auftritt in der ausverkauften Düsseldorfer Tonhalle. Die Fans waren hingerissen.

Dass sie nicht abgesagt hat, ist bewundernswert. Welche 48-jährige Frau steht schon acht Wochen nach der Geburt ihres vierten Kindes wieder auf den Brettern! Ute Lemper tut es. Sie hat ihr Baby dabei, während ihr Mann in New York die anderen Kinder hütet – und begeistert mit einer Hommage an den argentinischen Tango-König Astor Piazzolla. Elegant in leuchtend blutrotem Samt gewandet mit tiefem Schlitz schreitet sie einher und beschwört Buenos Aires, den Tango, seiner Metropolen-Aura, seiner Vorstadt-Melancholie. Sie singt von Schmerz und Wehmut, von Liebe, sie schwenkt vom Spanischen ins Englische, ins Deutsche. „Piazzolla hat die Welt in den Tango gebracht und den Tango in die Welt“, schwärmt sie, erzählt von ihren Reisen in die argentinische Hauptstadt, wo sie Spanisch und Tango studiert hat.

Die Inszenierung ist perfekt, ob die viersprachige Lemper in den poetisch anrührenden Tangoliedern das Schicksal des armen „Chiquillin de Bachin“ besingt oder sich aufschwingt zum wehmütigem „Yo soy Maria“ („Ich bin Maria“). Rauchig gehaucht wie früher klingen ihre sinnlichen Tiefen, hell und metallisch kalt indes die hohen Töne, die an ihre Glanzzeit als Musicalstar erinnern. Mühelos zieht sie alle Register, auch als Rock-Lady, als Jazz-Diva, beendet fast jede Nummer mit einem röhrigen Spitzenton, schließt die Augen, wirft die Arme hoch und den Kopf in den Nacken. Große Stimme, große Pose. Authentisch? Eher mondän, souverän. That’s Lemper.

Am stärksten berührt sie als Chanson-Sängerin. Mit viel Schluchz und Schmalz macht sie sich ihren Reim auf Jacques Brels „Amsterdam“ und „Ne me quitte pas“, auf Edith Piaf oder Kurt Weills Tangoballade aus der Dreigroschenoper. In diesen Momenten erinnern Stimme und Gehabe heftig an ihre Idole, an die drängende Lotte Lenya und die laszive Marlene Dietrich. Viel Jubel, drei Zugaben.