Düsseldorf. . Die neuen Sauerkrautrocker und das lukrative Spiel mit dem Feuer: Rammstein stürmt die Bühne wie das Personal von „Mad Max“ und füllen dreimal den ISS-Dome in Düsseldorf

Der Beginn ist beeindruckend. Da senkt sich vom Hallendach des ISS Domes, wo sonst die DEG-Stars auf Kufen unterwegs sind, eine Landungsbrücke herab. Es ächzt und knarrt. Das Ganze sieht aus als habe sich jemand von „Alien“, „Das Boot“ und „Nosferatu“ zugleich inspirieren lassen. Die sechs von Rammstein marschieren ein, tragen eine Bandflagge und die von NRW wie Akteure aus „Mad Max“: Leder, Muskeln, Theaterschminke.

Ihr „Made in Germany“, so der Titel des neuen Best-of-Albums, ist keineswegs ein High-Tech-Produkt, hier hat alles Rost und Patina angesetzt, wie die riesigen runden Scheinwerfer, die wie ausgemusterte Ungetüme eines Stahlwerks wirken. Zwei Stunden lang agieren die Musiker unter diesem Licht, und auch all die Feuerbälle, der Funkenregen, das brennende Rad, der brennende Sänger Lindemann, all das ist archaisch, Jahrmarkt, Mummenschanz.

Sehr lautes Konzert bei klarem Sound

Die Musik eher nicht. Unbarmherzig donnern die Riffs in diesem sehr, sehr lauten Konzert, bei klarem Sound, man versteht die Texte, und das ist gut so, da kann man mit ein paar sehr hartnäckigen Vorurteilen aufräumen. „Sie wollen mein Herz am rechten Fleck, doch sehe ich nach unten weg, da schlägt es links, links, links“, heißt es in „Links, zwei, drei, vier“. Der Titel bezieht sich auf das „Lied von der Einheitsfront“, Ernst Busch hat es aufgenommen, und auch der hat schon mit dem „r“ gerollt wie der Rammstein-Sänger. Auch die schwule Hymne „Mann gegen Mann“ dürfte nicht so ganz ins rechte Weltbild passen.

Und dass die Band gerne mit dem Feuer spielt, das ist auch bekannt. Im letzten Stück „Pussy“, verwursten die Berliner all das, was im Ausland gerne als Sprach-Klischee genommen wird. „Blitzkrieg mit dem Fleischgewehr“ (kann man als T-Shirt kaufen) und „steck deine Bratwurst in mein Sauerkraut“, heißt es da. Spätestens, seit Rammstein den New Yorker Madison Square Garden gefüllt haben, darf man sie als die Krautrocker von heute bezeichnen. Sie sind zusammen mit Kraftwerk und Can die einzige deutsche Band mit echtem Weltruhm. Und die Amerikaner singen ebenso gerne „Du hast“ mit wie die Fans im Dome. Großes Kino. Wie Lindemanns brennende Flügel bei „Engel“.