Essen. Kinderbücher schildern heute unverblümt den Verlust eines geliebten Menschen und die Angst vorm Lebensende. Wir zeigen eine Auswahl an Neuerscheinungen.

Kinderbücher kennen kaum noch ein Tabu, auch Tod und Trauer werden zum Thema. Mal unverblümt, mal tröstend, doch stets mit viel Fantasie nähern sich die Autoren dem Verlustschmerz. Ein Blick auf aktuelle Bücher.

Der Sensenmann

Der Tod kam im Mittelalter mit Umhang und Sense. Diese Gestalt macht es heute noch leicht, Kindern den großen Unbekannten nahezubringen. In dem Buch „Der Besuch vom kleinen Tod“ (Carlsen, 24 S., 12,90 €, ab 5) stellt Kitty Crowther den Sensenmann als „reizende kleine Person“ vor, die alte Menschen mitnimmt. Damit sie nicht frieren, zündet es ein Feuer an. Leider erschreckt das die Menschen: „Sie glauben, sie seien in der Hölle gelandet.“ Schließlich trifft der Tod die kleine Elisewin, die sich nach langer Krankheit auf den Tod freut. Zusammen begegnen sie nun den Auserwählten – der Tod und der Engel Elisewin. Das Buch nimmt dem Unausweichlichen den großen Schrecken, ohne die Angst vor ihm zu verschweigen.

Der Verlust

Ohne Sense, aber im Gesicht gezeichnet, zeigt die Illustratorin Rotraut Susanne Berner das Lebensende in dem Bilderbuch „Als der Tod zu uns kam“ (Peter Hammer Verlag, 32 S., 13,90 €, ab 5). Jürg Schubiger führt darin in ein Paradies auf Erden, in dem niemals „das letzte Stündchen“ schlägt, alles heil und gesund bleibt. „Wir brauchten uns keinen guten Morgen zu wünschen, denn jeder Morgen war gut.“ Doch dann kommt der Tod. Gleichgültig, was er anfasst, nichts bleibt unversehrt. Bis sogar der kleine Bruder des erzählenden Mädchens stirbt. Seitdem wünschen sich die Menschen stets einen guten Morgen. Dieses Buch ist keine beruhigende Einschlafhilfe und nichts für ängstliche Kinder. Es zeigt aber, dass ein gesundes, glückliches Leben nicht selbstverständlich ist, dass erst der drohende Verlust das Hier und Jetzt wertvoll erscheinen lässt.

Die Trauer

Wie groß die Lücke ist, die ein verstorbener Mensch hinterlässt, zeigt Oliver Jeffers mit seinen einnehmenden Bildern in „Das Herz in der Flasche“ (Aufbau, 32 S., 14,95 €, ab 5). Darin erzählt er von einem Mädchen, das über den Verlust des Opas nicht hinwegkommt. Es beschließt, sein Herz in eine Flasche zu sperren. Die Trauer spürt es so nicht mehr, aber auch für die schönen Dinge des Lebens fehlt ihm nun jedes Gefühl. Bis das Mädchen größer wird und selbst einem kleinen Mädchen begegnet. Zusammen zerstören sie die Flasche. Dies ist ein Buch über den Tod und doch voller Leben – für kleine und große Mädchen.

Der Neuanfang

Die 11-jährige Dessa war dabei, als ihre Mutter im Schnee erfror. Seitdem traut sie sich nicht mehr aus dem Haus. Der Vater versucht, Normalität zu leben. „Aber ohne Mama – gibt es da dieses Jahr überhaupt Weihnachten?“, zweifelt Dessa. Doch dann kratzt eines Tages ein Hund an der Tür und gibt dem Mädchen das Gefühl, es lohnt sich, mutig neu anzufangen. Das Buch „Hundewinter“ von K.A. Nuzum (Carlsen, 205 S., 12,90 €, ab 10) war zu Recht für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Einfühlsam geschrieben, angereichert mit viel Hoffnung und Wärme.

Auch für Erwachsene

Patrick Ness hat eine traurigschöne Geschichte von Siobhan Dowd zu Ende erzählt. Die Autorin starb an Krebs. In dem Buch „Sieben Minuten nach Mitternacht“ (cbj/ Goldmann , 215 S., 16,99 €, ab 12) geht es um einen Jungen, der seine Mutter nach langer Krankheit verliert. Das einfühlsam erzählte Buch berührt auch Erwachsene.