Essen. . „Zweiohrküken“ Nora Tschirner düst wieder als Analoge Halluzinelle in der schrägen ZDF-Serie „Ijon Tichy“ durchs All. Das würde sie selbst auch „extrem gern“ tun, wie sie im Gespräch mit DerWesten verriet.

Ihr Vater war Dokumentarfilmer, Ihre Mutter beim Radio: War es für Sie ein unabwendbares Schicksal, Schauspielerin zu werden?

Nora Tschirner: Nö. Meine Eltern haben nie auf mich in diese Richtung eingewirkt. Mein Bruder, beispielsweise, arbeitet gar nicht in diesem Bereich.

Sie waren bisher hauptsächlich auf der Leinwand zu sehen. Ist das Fernsehen der kleine, hässliche Bruder des Kinos?

Tschirner: Würde ich nicht so sagen. Bei uns hat das Fernsehen einfach nicht so viele Möglichkeiten wie in Amerika, wo selbst Nischenfernsehen mit viel Geld ausgestattet ist. Es ist nicht so leicht fürs deutsche Fernsehen. Andererseits gibt es bei uns aber auch total tolle Sachen. „Ijon Tichy“ gehört dazu, aber auch bei „Doctor’s Diary“ habe ich gern eine Gastrolle übernommen, weil ich die Serie mag.

Sie sind vielsprachig. Deshalb wäre ein Einsatz in den USA für Sie kein Hindernis. Aber: Sprechen Sie auch Klingonisch?

Tschirner: Selbstverständlich. Nein, im Ernst: Ich finde Fantasie-Sprachen toll, wie eben Klingonisch in „Raumschiff Enterprise“, Elbisch in „Herr der Ringe“ oder Navi’i in „Avatar“, aber ich kann kein Klingonisch.

„Die Autorinnen sind von Natur aus sehr frei im Kopf“

Dabei könnte sie es bei „Ijon Tichy“ möglicherweise gebrauchen, immerhin spielen Sie in der Serie eine Analoge Halluzinelle. Muss man für eine solche Rolle vor dem Dreh bewusstseinserweiternde Substanzen nehmen?

Tschirner: Auf die Idee könnte man kommen. Die Serie wirkt ein bisschen so. Aber das war nicht der Fall. Die Autorinnen sind von Natur aus (kleine Pause) sehr frei im Kopf.

Vielleicht muss man bei besonders abgedrehten Stoffen besonders nüchtern sein.

Tschirner: Die Serie wirkt manchmal roh und unfertig. Doch das Gegenteil ist der Fall: Dahinter steckt ein unglaublicher logistischer Aufwand, allein für die technischen Effekte, die sehr aufwändig sind. „Ijon Tichy“ gehört zu den professionellsten Sets, bei denen ich je war.

Die Analoge Halluzinelle ist ein Hologramm. Wie fühlt man sich da?

Tschirner: (lacht) Das ist schwer zu beantworten. Ich bin immer noch davon fasziniert, wenn ich mich so sehe.

„Ich finde es faszinierend, wenn sich jemand geistig entgrenzt“

Würden Sie gern durchs All düsen?

Tschirner: Das würde ich extrem gern machen. Natürlich gibt es da für mich einen Mix aus Faszination und Angst…

…weil sie fürchten, Sie könnten, wenn’s dumm läuft, allein mit einem durchgeknallten Computer wie HAL durchs All trudeln…

Tschirner: …auch die unendlichen Weiten könnten für die Psyche ziemlich anstrengend sein.

„Ijon Tichy“ ist eine Hommage an „Raumschiff Orion“.

Tschirner: Ich habe nur ein paar Teile gesehen. Aber das, was ich kenne, ist extrem lustig, wobei gelegentlich auch unfreiwillig komisch.

„Ijon Tichy“ basiert auf den „Sterntagebüchern“ von Stanislaw Lem. Können Sie was damit anfangen?

Tschirner: Ich finde es faszinierend, wenn sich jemand geistig entgrenzt, wenn sich jemand beim Denken nicht einschränken lässt.

…und dann Wesen wie die Analoge Halluzinelle erfindet. Apropos: Wie halten Sie’s mit analog und digital?

Tschirner: Och, digitale Dinge können das Leben einfacher, ich muss aber nicht immer von HighTech umgeben sein. Beim Musikhören könnte ich auf meinen iPod nicht verzichten. Früher habe ich beim Reisen immer meinen CD-Koffer mitgeschleppt. Heute habe ich auf meinem iPod Musik für ein paar Wochen drauf…

Was benutzen Sie nach wie vor konventionell?

Tschirner: Ich habe keinen Wäschetrockner (lacht).

Sie haben einen Dachboden…

Tschirner: …eine Wohnung, in der ich einen Wäschetrockner aufstellen kann. Freunde haben mich zwar dazu überreden wollen, mir einen Trockner anzuschaffen, aber ich finde ihn umweltmäßig nicht so gut.